Mittwoch, 13. Mai 2015

It's Only Rock'n'Roll

SUN & SAIL CLUB
the Great White Dope
Satin Records
2015















Unter den aktuell aktiv agierenden Stoner-Bands da draußen sind Sun & Sail Club mir vielleicht eine der liebsten. Ihr Line-Up aus ehemaligen Kyuss- und Fu Manchu-Mitgliedern steht für Erfahrung im Genre und gleichzeitig sind die Kalifornier eine der Gruppen, die am offensichtlichsten nach neuen Horizonten suchen. Ihr Debütalbum Mannequin war vor zwei Jahren ein kleiner Schock in dem Sinne, dass man den Begriff Stoner-Rock hier ziemlich relativieren musste. Mit Einflussen aus Heavy Metal und vor allem Electronica sorgte die Platte für offene Münder bei all denen, die ein straightes Rock-Projekt des Quartetts erwarteten. Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass nur sehr wenige der als ziemlich engstirnig bekannten Genre-Fans die Band dafür verteufelten, denn gewöhnungsbedürftig ist für das, was auf Mannequin passiert, noch untertrieben. Ich für meinen Teil war begeistert und gespannt, ob es vielleicht noch so ein Abenteuer von ihnen geben würde. Und mit the Great White Dope haben wir das mehr oder weniger bekommen. Wieder in einer Art und Weise, die viele vielleicht nicht erwartet hätten. Denn diejenigen, die hier mit einem weiteren sehr elektronischen Projekt rechnen, kommen weniger auf ihre Kosten. Die auf dem Debüt so omnipräsenten Vocoder-Vocals hört man hier nur noch auf zwei Songs, und selbst da nur ganz kurz. Viel eher haben sich Sun & Sail Club für ihr neues Album bei Punk und Hardcore bedient und das ziemlich dreist. Sicherlich kann man die Energie dieser Stile als einen der Haupteinflüsse des frühen Stoner-Metal ansehen, doch was hier gemacht wird, geht weit darüber hinaus. So weit, dass man wieder relativieren muss, was für eine Musikrichtung hier eigentlich gespielt wird. Auf der einen Seite gibt es hier noch immer starke Heavy-Metal-Versatzstücke und auch ein paar klassische Stoner-Songs, doch woanders erinnern Sun & Sail Club auch schnell mal an Black Flag, Rage Against the Machine oder die Beastie Boys. Und mit zehn Songs, von denen acht nicht über zwei Minuten kommen, ist the Great White Dope eigentlich ein Punk-Album im besten Sinne. Die Einordung dieser Platte fällt also wieder mal schwer. Man könnte sich damit jetzt für den Rest des Reviews aufhalten, oder man erkennt einfach, dass es genau dieses unstete Wesen ist, das Sun & Sail Club schon wieder so faszinierend macht. Die Sprunghaftigkeit der Band bringt unendlich viel Frische in die Songs und man merkt sehr deutlich, dass sich die Musiker hier mal so richtig ausgetobt haben. Es reicht am Ende also aus, the Great White Dope als tolles Rock-Album stehen zu lassen. Eine Bewertung, mit der man nichts falsch machen kann.
9/11

Beste Songs: Krokodil Dental Plan / Baba Yaga Bastard Patrol / Cyberpunk Roulette

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Review zu Mannequin (Sun & Sail Club):
zum Review

Review zu Wasted Years (Off!):
zum Review

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