Dienstag, 5. Mai 2015

Fick dich, Sunshine State!

BEST COAST
California Nights
Capitol
2015















Es ist erstaunlich, dass manche Künstler eine ganze Karriere damit füllen können, Musik über das Leben in Kalifornien schreiben können. Neben den amtierenden Weltmeistern Red Hot Chili Peppers, die seit über dreißig Jahren am Ball bleiben, den Beach Boys und Snoop Dogg dürften Best Coast auch bald zu dieser Gruppe von Bands gehören. Der Titel ihres dritten Albums spricht ja für sich, der Bandname ebenfalls und mit einer Mischung aus Bay-Area-Punk, Surfrock und Dreampop ist das Duo auch musikalisch bestens an die lokalen Gegebenheiten angepasst. Doch hier kommt das große Aber: Es gibt eben die Künstler, die so etwas können und die, bei denen es irgendwann langweilt. Die Peppers, die Beach Boys und Snoop Dogg gehören definitiv zu ersterer Gattung, bei Best Coast sollte man sich da nicht so sicher sein. Denn obwohl California Nights zumindest wieder etwas rockiger klingt als der Vorgänger the Only Place, ist das Rezept doch sein Jahren das gleiche. Das besteht aus hymnischen Gitarren von Bob Bruno, die romantische Poprock-Songs aus dem Ärmel zaubern und der perfekt gestylten Stimme von Sängerin Betty Cosentino, die so emotionslos klingt wie Kristen Stewart aussieht. Es gab eine Zeit, in der das ganz okay war und man Best Coast gerade ihres kalifornischen Nationalismus und ihrer Lebenslaune wegen mochte. Dass diese Art Musik zu machen aber nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne haben würde, wusste man schon damals. Man nahm es der Band aber nicht übel, dass sie trotzdem weiter machte, weil sie offenkundig so viel Spaß daran hatte. Mit dem dritten Album ist der Bogen aber definitiv überspannt und man kann gar nicht anders, als Best Coast furchtbar langweilig zu finden. Das modrige Schalala, das hier ein weiteres Mal abgeliefert wird, hat jegliche Persönlichkeit verloren und ist eine Beleidigung für die kalifonischen Musikkultur. Spätestens auf dieser Platte sind Bruno und Cosentino so etwas wie die Nickelback des Surfrock geworden, das zum Ekelpaket mutierte Eigengewächs einer eigentlich echt coolen Szene. Vielleicht hat die nicht gerade unbedingt den besten Ruf, aber das liegt hauptsächlich an Unfällen wie diesen. Weil Best Coast so erfolgreich sind, denkt wahrscheinlich jeder, die gesamte Surf-Dreampop-Mischpoke macht emotionslosen, gefilterten Party-Pseudo-Melancholie-Pop. Dann braucht man sich auch nicht zu wundern, warum sich für großartige Bands wie Alvvays oder Grooms kein Mensch mehr interessiert. Und leider ist tatsächlich eine neue Generation an grauenvollen Bands in dieser Sparte nachgewachsen. Vielleicht nicht zwingend die Schuld von Best Coast, aber zumindest teilweise. Ganz zu schweigen vom armen Kalifornien. Das hat seine neue Hymne von diesen Kanaillen verpasst bekommen.
3/11

Bester Song: When Will I Change

Nicht mein Fall: Feeling OK / Jealousy / California Nights

Weiterlesen:
Review zu Alvvays (Alvvays):
zum Review

Review zu Comb the Feelings Through Your Hair (Grooms):
zum Review

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