Dienstag, 26. Mai 2015

Einheitsbrei United

VIDUNDER
Oracles & Prophets
Crusher Records
2015















Es ist eigentlich müßig, sich 2015 noch mit der skandinavischen Retro-Metal-Bewegung zu beschäftigen. Die vielen vielen Bands, die sich vor drei bis vier Jahren dort scharten, klingen heute entweder alle genau so nach Mando Diao wie es Graveyard tun oder haben sich am besten gleich getrennt. Bis auf wenige wirklich gelungene Alben ist die Sache also mehr oder weniger gegessen. Dass Vidunder mal eines dieser wirklich gelungenen Alben gemacht haben, macht sie jedoch zu einer der besonderen Bands, die man sich auch 2015 noch mal zu Gemüte führen kann. Ihr im Sommer 2013 erschienenes, selbstbetiteltes Debüt hatte nochmal frischen Wind ins Konzept Vintage-Proto-Metal gebracht und dabei vor allem durch die Nutzung ihrer Muttersprache beeindruckt. Nicht viele Songs kann man auf schwedisch ernster nehmen als auf englisch, bei ihnen war es eher umgekehrt. Grund genug, mich mit Oracles & Prophets noch einmal ausführlich zu beschäftigen. Die Feststellung am Ende: Auch Vidunder sind Opfer des Elite-Sounds geworden, der schon in den Vorjahren ihre Kollegen platt gemacht hat. Für die neue Platte sollte die klangliche Palette erweitert werden, was erstmal zur Anschaffung einer Hammond-Orgel führte. An sich ist das ja kein Problem, das Tasteninstrument ist eines der wenigen Elemente hier, die die Songs wirklich bereichert. Viel eher stört mich, dass Vidunder ihren perfektionierten Ramsch-Metal-Sound für eine total billige Gitarren-Produktion verschenkt haben, die alles hier total beliebig klingen lässt. Sicher kann man unter diesen neuen Parametern auch eine Öffnung der Band gegenüber neuen Ideen sehen, doch die Schweden klingen durch diese hier weder spannender noch kreativer. Im Gegenteil, sehr viel Charakter geht durch eben diese Veränderungen verloren. Und was das ganze noch schlimmer macht: Vidunder singen auf Oracles & Prophets konsequent auf englisch. Der einzige Song mit heimatsprachlichem Titel, Kalhygge, ist ein Instrumental. Die Tendenz dieses Albums geht also mehr in mehr in Richtung des gefälligen Einheitsbreis, in dem die Artverwandten von Graveyard, Witchcraft und Radio Moscow schon seit einigen Jahren rumhängen. Unter Umständen klingen Vidunder hier sogar am langweiligsten unter all diesen Bands. Was das über die Musiker aussagt, ist klar, Was das über Skandinaviens Retro-Metaller aussagt, ist noch nicht ganz so klar. Aber es geht definitiv weiter den Bach runter. Tendenz fallend.
4/11

Beste Songs: Gone With Dawn / Kalhygge

Nicht mein Fall: the Owl

Review zu Magical Dirt (Radio Moscow):
zum Review

Review zu Blues Pills (Blues Pills):
zum Review

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