Samstag, 2. Mai 2015

Black Metal für Angsthasen

TRIBULATION
the Children of the Night
Century Media
2015















Ich bin wieder Mal ein bisschen in Verzug. Die ersten neuen Veröffentlichungen des Monats Mai, darunter Hochkaräter wie Tocotronic, Mumford & Sons, Best Coast und My Morning Jacket, sind schon draußen und ich habe immer noch Reviews von Ende April nachzuholen. Ich hoffe zwar, dass es bis auf weiteres bei diesem einen bleibt, doch man kann ja nie wissen. Und über Tribulation zu reden, war mir irgendwie noch ein Bedürfnis. Denn man erlebt es in den letzten Jahren nicht oft, dass eine mehr oder weniger traditionelle Heavy Metal-Band so viel Buzz abkriegt wie diese hier. Ich war schon Mitte des letzten Monats über das neue Album der Schweden gestoßen, doch fand es eigentlich nicht so spektakulär. Als dann allerdings allmählich immer mehr Leute Bestnoten für the Children of the Night abgaben, wollte ich doch noch mal ran an den Speck und diesmal genau hören. Einer der Gründe, warum ich so lange für meine eigene Besprechung gebraucht habe. Und in der Tat haben sich mir jetzt einige neue Perspektiven eröffnet. Schon allein der Stilmix auf dieser Platte ist von einiger Besonderheit: Man kann die Ursprünge des Sounds von Tribulation irgendwo im Black Metal verorten, da kommen die gekeiften Vocals und die heftigen Drums her. Allerdings bemüht sich diese Band nicht so sehr darum, um jeden Preis total finster und rauhbeinig zu klingen, sondern sucht Herausforderungen eher in der Virtuosität. Die Gitarre kann dann ruhig mal ein absolut clean gehaltenes Hardrock-Solo spielen und auch Orgeln und Synthesizer sind gern gesehen. In gewisser Weise erinnern Tribulation damit an ihre Landsmänner Ghost, die Heavy Metal ebenfalls sehr offen und vor allem melodisch gestalten. Nur dass die Vermischung dieser Oldschool-Stile mit Black- und Death-Einflüssen zu einer musikalischen Balance führt, die weder zu knarzig noch zu pathetisch ist. Nebenbei hat sie auch noch den positiven Effekt, dass man eine solche Akkumulation selten hört. Für Metal-Verhältnisse ist the Children of the Night damit ein ziemlich mutiges Album. Es wird sowohl Fans geben, denen hier der Punch fehlt als auch welche, die lieber noch ein paar mehr Orgeln gehabt hätten. Das Amalgam aus beiden ist für mich die Sache, die diese Platte interessant macht. Denn was Songwriting-Skills und Produktion angeht, könnten Tribulation ruhig noch einen Zahn zulegen. Nichtsdestotrotz habe ich auf den zweiten Blick doch ziemlichen Gefallen an the Children of the Night gefunden und sehe durchaus Grower-Potenzial darin. Vielleicht kann ich mir damit auch mal selbst beweisen, dass guter Metal nicht immer aus der Blackgaze-Ecke kommen muss. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, noch einmal reinzuhören.
9/11

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