Sonntag, 3. Mai 2015

Hits aus der Retorte

DIVERSE
PC Music Volume 1
PC Music
2015















Erste Frage: Wer wollte dieses Album haben? Wer hat danach gefragt? Wen darf ich dafür hassen, dass er die Idee hatte, diese Compilation zu machen? Wer auch immer es ist, an diesen Menschen möchte ich gerne die folgenden Zeilen richten: Alter, du hast alles kaputt gemacht! Du hast den Geist von PC Music zerstört! Du ganz allein. Zumindest für mich. Denn was für mich schon immer das besondere an diesem Label war, war, dass es verdammt nochmal keine Alben darauf zu hören gab. Nicht ein einziges. Dass anonyme Interpreten separate Singles veröffentlichten, die der gesamten Mainstream-Industrie den Spiegel vor die Nase hielten, passte so schön in den konsumkritischen Kontext der Firma. Lediglich dreiminütige Songs zu veröffentlichten, die nach Kaugummi-Pop und überproduzierter Reißbrett-Musik klangen, war ein großartiges Statement zur Ungeduld und Service-Orientierung des modernen Musikkonsumenten. Noch dazu verstand man sich nicht ausschließlich als Musiklabel, da immer auch visuelle Aspekte und generelle Ästhetik eine Rolle spielten. Jetzt gibt es PC Music Volume 1 und der erste Schritt zur Normalität ist gegangen. Von hier aus ist der Weg zu einer ganz normalen Plattenfirma nicht mehr so weit. Ein bisschen schade ist das schon. Nicht, dass ich gedacht hätte, PC Music würde ernsthaft die Musikwelt verändern, aber Gründer A.G. Cook schaffte es in unglaublich kurzer Zeit, eine Art Motown-Effekt zu entwickeln: Ein Label, dass sich über einen bestimmten, einzigartigen Klang definiert und auf dem Künstler sich gegenseitig pushen. Davor muss man schon Respekt haben. Und da die Songs auf dieser Compilation irgendwie zu einem festen Bestandteil der Popkultur der letzten Jahre geworden sind, sehe ich es als meine Pflicht an, darüber zu reden. Denn egal, wie sehr so ein Album die Idee hinter PC Music banalisiert, es enthält doch die Essenz des Sounds, der hier alles ausmacht. Alle kann man sie hier wieder finden: Hannah Diamond, EasyFun, GFOTY und natürlich Chefkoch A.G. Cook höchstselbst. Wenn man sich in den letzten Monaten mit dem Label beschäftigt hat, kann man die hier versammelten Tracks schon als Hits bezeichnen. Every Night als Opener, Beautiful, Laplander und Keri Baby findet man hier wieder. Songs, die das Beste repräsentieren, was PC Music jemals veröffentlicht hat. So simpel und fantastisch ist das Konzept. Denn obgleich ich die Idee dieses Albums verabscheue, bewirkt die Platte an sich doch genau das, was sie bewirken soll. Ich höre meine ganzen Lieblingssongs auf einem Longplayer. Und es ist verdammt nochmal gut. Nennt es Guilty Pleasure, aber Volume 1 fetzt tatsächlich. Man kann es sich viele Male hintereinander anhören, mitsingen kann man schon nach dem ersten Mal, aber es wird beim besten Willen auch nicht schlechter. PC Music ist tatsächlich so klischeebehaftet, totoptimiert und inhaltlos, dass es schon wieder gut ist. Plastik-Pop als Kritik am Plastik-Pop funktioniert hier einwandfrei. Und wenn die vielen Singles bisher die Handgranaten dieser Kritik waren, ist das Album der große Knall. Zumindest in meinen Augen. Man kann am Konzept meckern wie man will, aber die Umsetzung ist hier vorbildlich gelaufen. Und auch wenn PC Music in Zukunft vielleicht weniger cool ist: das hier ist cool. Möglicherweise zum letzten Mal.
8/11

Beste Songs: Every Night / Beautiful / USA / Bronze

Nicht mein Fall: Attachment

Weiterlesen:
Review zu U.S.M! (DJwwww):
zum Review

Review zu Bitch Better Have My Money (Rihanna):
zum Review

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen