Montag, 18. Mai 2015

Wer braucht schon Nostalgie?

FAITH NO MORE
Sol Invictus
Reclamation
2015















Eigentlich gäbe es für mich keinen plausiblen Grund dafür, mich mit diesem Album zu beschäftigen, außer, dass ich es eben tun muss. Um mich auf das Comeback von Faith No More zu freuen, fehlt mir einerseits das richtige Alter, um deswegen nostalgisch zu werden und andererseits einfach das Interesse an dieser Band. Dass ich hier eine der wichtigsten Vertreter und Pioniere des Crossover vor mir habe und es ohne sie die Alternative-Revolution der frühen Neunziger vielleicht nicht gegeben hätte, ist mir bewusst und ich respektiere das durchaus. Andererseits hat mir der Stil der Kalifornier mir abgesehen von ein paar Songs nie wirklich zugesagt. Wenn es um den frühen Crossover geht, halte ich mich persönlich lieber an die Red Hot Chili Peppers oder Jane's Addiction. Und im Anbetracht dessen, dass auf Sol Invictus im Prinzip nur Musik abgespult wird, die auch vor 25 Jahren hätte gemacht werden können, wird das wohl auch so bleiben. Und das ist vielleicht die eigentliche Enttäuschung an dieser Platte. Selbst als jemand, der Faith No More nicht unbedingt zu seinen Favoriten zählt, muss ich gestehen, dass es sich bei den Künstlern hier um talentierte und kreative Songwriter handelt, die immer nach neuen stilistischen Horizonten suchen. Es wäre der Band also keine allzu große Herausforderung gewesen, nach so vielen Jahren und verschiedenen Nebenprojekten ein Album aufzunehmen, dass vielleicht nicht ganz ihrem bisherigen Standard entspricht. Sicherlich spielt auch Nostalgie eine Rolle, wenn diese Musiker nach sehr vielen Jahren wieder gemeinsam Songs schreiben, aber ihre eigene Komfortzone war eigentlich nie ein Ort, an dem Faith No More lange bleiben wollten. Warum machen sie es sich hier also so gemütlich? Ich will Sol Invictus deswegen nicht verteufeln, denn es gibt hier durchaus gute Momente. Gerade der Mittelteil mit Seperation Anxiety und Cone of Shame ist gar nicht übel, mehr bringt die Platte aber nicht zustande. Noch dazu ist die Produktion hier eher mittelmäßig, vor allem die lärmigen Passagen klingen im Mix viel zu verhalten, während man Mike Patton teilweise etwas deutlicher hört, als man eigentlich möchte. Ich habe keine Berechtigung, Faith No More hauptsächlich finanzielle Beweggründe für dieses Album vorzuwerfen, aber es wird sicherlich Leute geben, die genau das tun werden. Aus gegebenen Gründen. Ich für meinen Teil empfinde Sol Invictus einfach nur als ziemlich unspektakulär, was für ein Comeback-Werk wahrscheinlich sogar das schlimmere Urteil ist. Eine der wichtigsten Crossover-Bands der Geschichte mag wieder da sein, aber große Steine wird sie sicherlich nicht mehr ins Rollen bringen.
6/11

Bester Song: Seperation Anxiety

Nicht mein Fall: Motherfucker

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