Dienstag, 31. März 2015

Fuchs sein fetzt doch

THE PRODIGY
The Day is My Enemy
Vertigo
2015















The Day is My Enemy ist so ein Album, von dem ich eigentlich nicht viel erwarte, aber auf das ich mich trotzdem höllisch gefreut habe. Denn warum sollte man sich nicht auf eine Prodigy-Platte freuen? Auf die Briten ist schließlich immer Verlass. Darauf, dass es wieder mal eine ordentliche Portion ultrabreites Druffie-Core-Geballer gibt. Darauf, dass bei ihnen auch Dubstep und Chiptune nach 1999 klingen und darauf, dass Keith Flint auch mit fast 50 noch immer wie ein Kobold auf Ecstasy rumschreien kann. the Prodigy waren schon in ihren Anfangstagen nicht wirklich ein Fest des guten Geschmacks, warum sollte man diesen also zwanzig Jahre später aus ihnen herauskitzeln wollen? Die Band selbst betont ja, dass man ihre Platten um Gottes Willen nicht so ernst nehmen sollte. Und da man mit dem Maßstäben eines Kritikers hier sowieso nicht weit kommt, ist auch das neue Album wieder dazu gut, guten Gewissens die Rübe auf Durchzug zu stellen und flugs zur bunten Kirmes umzudekorieren. Zur illustren Ü-30-Party kommen dann auch die ähnlich mittelenglisch-knarzigen Sleaford Mods und Flux Pavillion, die sich als Gäste perfekt in das psychedelische Techno-Chaos einfügen. Fehlt eigentlich nur noch Tom Meighan. Und wie the Day is My Enemy mit dem Titeltrack startet, wird die LP auch jeder Erwartung gerecht. The Prodigy malen ihre punkig und dreckig angehauchten Sound-Bilder wieder mit allen Farben, hängen dabei wunderbar in der eigenen Schleife und machen einem glauben, dass die späten Neunziger doch keine so doofe Zeit waren. Das Päckchen Ecstasy gibts gratis dazu. Ich könnte jetzt sagen, dass das alles ja furchtbar ewig gestrig ist und the Prodigy keine Musik machen, die ihrem Alter und Erfahrungsschatz angemessen erscheint. Aber das wäre eine Lüge. The Day is My Enemy ist ein großartiges Album. Genauso wie Always Outnumbered, Never Outgut großartig war und Invaders Must Die gar nicht so mies, wie alle behaupten. Hasst mich, aber diese Band ist meine Meinung nach eine der Einzigen, die auf ihre ganz eigene Weise Art und Weise die ewige Jugend erlangt hat. Und die nach 25 Jahren Dauer-Rave so gut wie alles darf. Songs Wall of Death und Ibiza nennen, gehört da unbedingt dazu. Am Ende wollt ihr doch auch jetzt noch nicht gehen und lieber noch ein bisschen in dem dreckigen Kellerclub moshen, den the Prodigy seit 1992 unterhalten. Denn dort vergeht die Zeit nicht so schnell wie sonst überall.
8/11

Bester Song: Ibiza

Nicht mein Fall: -

Weiterleitung:
Review zu the Mindsweep (Enter Shikari):
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Review zu 48:13 (Kasabian):
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