Mittwoch, 4. März 2015

Entertainment?

GANG OF FOUR
What Happens Next
Membran
2015















2015 ist bisher das Jahr, in dem der Postpunk zurück kommt. Eine neue Platte von New Order ist angekündigt, the Pop Group haben uns erst vor ein paar Wochen ihr erstes Album seit 1980 präsentiert und mit Viet Cong hat sich eine junge Band reichlich an Einflüssen großer Vorbilder orientiert. Der Höhepunkt (zumindest medial) des ganzen ist jedoch die Veröffentlichung des neunten Gang of Four-Longplayers. Die inzwischen als fast komplett neu formiertes Trio existierenden Genre-Veteranen feiern mit What Happens Next zwar weder ihr Comeback noch ein lang erwartetes Album, trotzdem hat sich seit dem Vorgänger Content von 2011 einiges geändert. Denn während diese Platte großzügig auf die räudigen und punkigen Wurzeln der Briten zurückgriff, probiert die neue Scheibe ein neues Konzept. Das heißt im Klartext Industrial, Roboter-Melancholie und Gastsänger und hört sich nicht nur in der Theorie wie eine ziemliche Breitseite an. Was uns als deutsches Publikum sicherlich am verblüffendsten vorkommt ist die Besetzung von Herbert Grönemeyer, der mit Bandkopf Andy Gill langjährig befreundet ist, als Sänger in the Dying Rats. Wobei man hier noch sagen muss, dass dessen schwere, sonore Stimme noch am besten zum sehr elektronischen Vibe des Albums passt. Viel verhängnisvoller ist das gleiche Prozedere mit der the Kills-Vokalistin Alison Mosshart, von der sowieso viel zu viele denken, sie könne jeden Song singen. Das kann sie nicht, man muss hier nur mal zuhören. Wer hier jedoch gesanglich den schlechtesten Auftritt macht, ist seltsamerweise Jon King, der echte Sänger von Gang of Four. Einem mit so wenig Charisma gesegnetem Typen einen Großteil der sehr politischen Texte zu überlassen, macht What Happens Next an vielen Stellen zur Zerreißprobe. Zum Glück leistet die Instrumentalgruppe dahinter, vor allem Gill, gar keine so schlechte Arbeit. Am Ende der 41 Minuten, die die Platte geht, hat man trotzdem das Gefühl, hier eine der schwächsten Performances von Gang of Four gehört zu haben. Dass das hier kein Entertainment! und kein Songs for the Free werden würde, war klar. Doch angesichts der Aufmerksamkeit, die What Happens Next von allen Seiten bekam, hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Immerhin finde ich es besser als das Album von the Pop Group. Wobei das ja auch nicht so schwer zu übertreffen ist.
5/11

Bester Song: Where the Nightingale Sings

Nicht mein Fall: Obey the Ghost / Graven Image

Weiterlesen:
Review zu Citizen Zombie (the Pop Group):
zum Review

Review zu Viet Cong (Viet Cong):
zum Review

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