Samstag, 21. März 2015

Die Super-Ex

LAURA MARLING
Short Movie
Caroline
2015















Es ist bestimmt schön, wenn man zu den Künstlern gehört, die nie irgendwas falsch machen. Zu den Damien Jurados, Sharon van Ettens und Patti Smiths dieser Welt, die einfach noch nie ein schlechtes Album aufgenommen haben. Die nicht zu langweilig sind und sich nicht in wüste musikalische Abenteuer verstricken. Musik, vor der sich das Feuilleton verneigt und die trotzdem von echten Kennern gehört wird. Musik wie die von Laura Marling. Short Movie ist der mittlerweile fünfte Longplayer der Britin und entzieht sich schon wieder jeder Kritik. Dreizehn Songs, über die man einfach nicht meckern kann, versammelt die Songwriterin hier auf einer Platte, die auch als Gesamtwerk super funktioniert. Dabei spielt sie gekonnt zwischen akustischen Songs und E-Gitarren, wobei einige Tracks wie False Hope oder Don't Let Me Bring You Down vielleicht die rockigsten sind, die sie bisher aufgenommen hat. Daran muss man sich bei ihr erstmal gewöhnen, doch am Ende hat es den gleichen Effekt wie letztes Jahr auch bei Angel Olsen. Mit dem Unterschied, dass Marling noch ein bisschen bessere Texte schreibt und dabei auch gerne mal den bösen Blick aufsetzt. Als Sängerin vertraut sie hier relativ selten auf die trauriges-Mädchen-Tour, sondern setzt auch gerne mal den bösen Blick auf. Wenn sie in Don't Let Me Bring You Down ernsthaft fragt: "do I look like I'm fucking around?", weiß man als Hörer, dass mit ihr nicht unbedingt gut Kirschen essen ist. Sowieso möchte man hier ziemlich selten die Person sein, über die Marling singt. Short Movie weißt Züge eines Trennungsalbums auf, obwohl ich das hier nicht so ohne weiteres unterstellen will. Es ist nur so, dass Stücke wie Warrior oder Strange das irgendwie nahelegen. Und das Gefühl, mies behandelt geworden zu sein, glaubhaft transportieren. Das liegt auch daran, dass hier wirklich alles daran gesezt wurde, die Stimmungen der Tracks optimal umzusetzen. Nicht nur in der Wahl der Begleitinstrumente, sondern auch im Sound. Ich übertreibe nicht wenn ich sage, dass Short Movie für mich das Album mit der bisher besten Produktion im Jahr 2015 ist. Das merkt man vor allem dadurch, dass hier alle Facetten von Marlings Stimme zum Ausdruck kommen und man quasi die Haltung der Sängerin dahinter hören kann. Es ist, als würde man die Songs der Platte direkt ins Ohr gesungen bekommen. Ganz davon abgesehen, dass sich die Britin wieder einmal als wahnsinnig talentierte Musikerin ausweist. Und so sehr man sich auch anstrengt, über mehr als Details kann man sich bei diesem Ergebnis nicht aufregen. Laura Marling bleibt auch mit LP Nummer fünf absolut unverwundbar und spitze. Neun Punkte, setzen.
9/11

Beste Songs: Warrior / False Hope / Strange / Howl

Nicht mein Fall: Gurdjeff's Daughter

Weiterleitung:
Review zu Burn Your Fire for No Witness (Angel Olsen):
zum Review

Review zu Morning Phase (Beck):
zum Review

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