Dienstag, 10. März 2015

Single-Review: Energie im Überfluss

HOP ALONG
Waitress
Saddle Creek
2015















Ich glaube, ich kann ein bisschen stolz sein. Als ich Ende 2013 Get Disowned, das Debüt der jungen Hop Along zu meinem Album des Jahres kürte, scherte sich keiner um die Band aus Pennsylvania. Es kam mir wie ein glücklicher Zufall vor, dass ich überhaupt über die grandiose Platte gestolpert war, die Indierock so lebendig wie wenige andere inszenierte und mit Frances Quinlan meine Lieblingsstimme schlechthin in petto hatte. Das ist inzwischen fast zwei Jahre her. Und wenn der bald erscheinende Nachfolger dieses Werkes, Painted Shut, von oberster Stelle als "highly anticipated" getitelt wird, kann ich mich schon ein wenig freuen, hier mal den richtigen Riecher gehabt zu haben. Wenn also vielleicht bald der Jubel der Kritiker über Hop Along ausbricht, kann ich von meinem Kennerposten aus alles besser wissen. Ich bin schon ganz aufgeregt deswegen. Aufregend finde ich übrigens auch Waitress, die erste Single des neuen Longplayers, die wieder mal zeigt, warum das Trio für seine Energie bekannt ist. Nicht umsonst haben sich die drei ihren jetzigen Ruf vor allem durch Live-Shows erarbeitet. Und wer sowas schon mal gesehen hat, der weiß, wovon ich hier rede. Dass Hop Along aber auch ihre Studioaufnahmen unter Strom setzen können, ist meiner Meinung nach die viel größere Leistung. Get Disowned war voll von Momenten, die an Spontanität und räudigem Charme kaum zu übertreffen waren. Und auf Waitress tun sie es wieder. Der Song fängt zwar mit seiner George-Harrison-Gedächnis-Gitarre und der seichten Melodieführung relativ unspektakulär an, aber das rumpelnde Schlagzeug ist schon da, bevor Quinlan überhaupt mit Singen anfängt. Und ihre Stimme ist es letztendlich wieder, die den Song zu dem emotionalen Kraftpaket macht, der zu den Highlights dieser Bands gehört. Allein wie sie im letzten Refrain das Wort "calming" (ausgerechnet!) immer wieder herausschreit, sorgt bei mir für einiges an Gänsehaut. Dazu noch die Punk-verseuchte Perversion von Western-Musik an der Gitarre und Hop Along klingen hier ziemlich nach den frühen Kings of Leon - nur besser. Wenn die Band schon vorab so einen Brocken liefert, will ich nur umso mehr wissen, was das fertige Album bereit hält. Waitress an sich gehört schon jetzt zu meinen persönlichen Hits des bisherigen Jahres. Das kann ja eigentlich nur gut werden.

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