Mittwoch, 4. März 2015

Lange Leitung

FASHAWN
the Ecology
Mass Appeal
2015















Manchmal lohnt sich langes Warten wirklich. Man muss nur Namen wie Black Sabbath, My Bloody Valentine oder Portishead fallen lassen, da wissen die meisten bescheid. In einem Genre wie HipHop sind solcherlei Kunstpausen allerdings noch immer ziemlich unüblich. Wer nicht jedes Jahr zumindest ein Mixtape herausbringt und nicht gerade Dr. Dre ist, kann das mit dem Game eigentlich vergessen. Und da kommt nun ein Typ wie Fashawn daher, der seit 2009 nicht ein Wort für ein eigenes Projekt gerappt hat und plötzlich drehen sich alle Köpfe in der Szene um. Mit ihm hatte man jetzt am allerwenigsten gerechnet. Sein Debüt Boy Meets World war großartig, aber seitdem sind ganze sechs Jahre ins Land gegangen. In einem schnelllebigen Genre wie HipHop eine geologische Zeitspanne. Noch dazu, weil inzwischen das Internet ein ganz schönes Wörtchen mitzureden hat und man den Kalifornier mittlerweile eigentlich komplett vergessen hat. Aber einem Fashawn scheint dieses faktische Todesurteil ziemlich egal zu sein. Denn er macht nicht nur ganz ruhig ein neues Album, sondern lässt dieses auch noch klingen, als wäre es gerade mal ein Jahr nach Boy Meets World rausgekommen. Soul-Samples, Brag-Raps und Hooks von Aloe Blacc dominieren the Ecology, was es zu einem etwas altmodischen Gesamtwerk macht. Aber man ist verwundert, wie wenig sich das auf die Genießbarkeit der Platte auswirkt. Der Künstler hat noch immer etwas zu sagen und fertigt zusammen mit Stammproduzent Exile ein Lehrbuchstück des Pop-Rap nach dem anderen. Confess überzeugt durch ein gekonnt platziertes Busta Rhymes-Sample, Something to Believe In lässt den Labelboss Nas gastieren und Man of the House ist der obligatorische emotionale Brocken. Man muss so weit ehrlich sein: Fashawn hätte kein klassischeres Album machen können. Aber er schaukelt die Klischees hier durch ein Raster, das trotzdem etwas ziemlich gutes dabei rauskommen lässt. Er ist kreativ, persönlich, frech, souverän und provokant wie eh und je und schreibt Hits am laufenden Band. Warum soll man sich also beschweren, dass die Songs hier ein bisschen Patina angesetzt haben und the Ecology nicht unbedingt ganz so großartig ist wie sein großer Bruder. Ich bin äußerst zufrieden mit Fashawns Performance hier und finde, das hier ist ein sehr vorbildliches Pop-Rap-Werk. Daran sind schon ganz andere Künstler gescheitert.
9/11

Beste Songs: Confess / Higher / Out the Trunk

Nicht mein Fall: -

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