Samstag, 14. März 2015

Good News

MODEST MOUSE
Strangers to Ourselves
Epic
2015















Am Ende ist es ein Highlight geworden. Auch ohne Krist Novoselic oder Big Boi auf der Platte hat wohl kaum ein Album (außer Jenny Death) seit Dezember letzten Jahres so viel Platz in den Blogs gefunden wie Strangers to Ourselves, der erste Modest Mouse-Longplayer seit 2009. Die wilden Spekulationen um die Gäste und ein ganzer Präsentkorb voller interessanter Singles heizten den Hype um die neue Scheibe fast wöchentlich an und letztendlich war auch ich endlich mal wieder auf neues Material von dieser Band gespannt. Von den letzten zwei bis drei Platten der Indie-Schwergewichte war ich ehrlicherweise nicht besonders angetan und brachte dies auch schon in einigen Reviews zum Ausdruck. Nach sechs Jahren Pause scheinen Modest Mouse jedoch in einer neuen stilistischen Dimension angekommen zu sein, die wieder einiges an Spannung verspricht. Als ich im Januar zum ersten Mal Lampshades on Fire hörte, das mit Reggea-, Funk- und Disco-Einflüssen spielte, war ich zunächst zwar ziemlich perplex, aber auch schnell begeistert. Ihren poppigen Sound, der viele der alten Songs langweilig machte, hatten sie jetzt auf ein ganz neues Konzept ausgerichtet, das nicht nur kurzweiliger war, sondern dem Habitus von Modest Mouse wider Erwarten auch stand. Die Kombination aus karibischer Lebensfreude, verbitterter Indie-Attitüde und Verspieltheit erinnerte entfernt an die glorreichen Tage von the Clash oder die Afrobeat-Phase von Arcade Fire und machte mich neugierig auf das, was da kommen würde. Von den weiteren Singles wissen wir inzwischen, dass Strangers to Ourselves auch über weniger schnittige Elemente verfügt, doch auch die passen hier ziemlich gut in das Gesamtkonzept. Der eröffnende Titeltrack ist gleich mal so einer und schafft auf Anhieb das, was viele ähnlich konzipierte Stücke auf den Vorgängeralben nicht hinbekommen haben: Emotional sein. Und er ist damit nicht der letzte. Das als Einzelgänger etwas verlorene Coyotes wird in der Dramaturgie der Platte zu einem meiner Lieblingsmomente. Womit wir bei der größten Stärke von Strangers to Ourselves wären: seiner Strukturierung. Bei jedem Track hier hat man das Gefühl, dass genau das genau jetzt kommen muss. Was übrigens nicht auf Kosten der Frequenz an Überraschungen geht, die geboten werden. Dank dieser Dynamik macht es einen Riesenspaß, Modest Mouse hier beim Spielen zuzuhören. Eine vitale, aufgeweckte, mutige Band mit einem unwiderstehlichen, räudigen Charme. Eine Band, die sich nach einer langen Flaute endlich wieder gefangen hat. Nicht, dass es die Neue mit einem Lonesome Crowded West aufnehmen könnte, aber sie ist absolut solide und Welten besser als das, was man Mitte der Nuller teilweise hören musste. In meinen Augen eine Entwicklung, die nicht besser hätte laufen können. Und das ganz ohne fremde Hilfe.
8/11

Beste Songs: Strangers to Ourselves / Lampshades on Fire / Shit in Your Cut / Coyotes

Nicht mein Fall: Be Brave

Weiterlesen:
Review zu Good News for People Who Love Bad News (Modest Mouse):
zum Review

Review zu Reflektor (the Arcade Fire):
zum Review

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