Sonntag, 15. März 2015

Deleted Scenes

WILL BUTLER
Policy
Merge
2015















Ausgerechnet Will Butler. Damit hatte wahrscheinlich keiner gerechnet. Dass er das erste prominente Mitglied von Arcade Fire sein würde, dass sich an einem Soloalbum versucht. Dass es früher oder später einer der vielen Mitglieder tun würde, war nach dem immensen Erfolg mit der Band abzusehen. Teilzeit-Violinistin Sarah Neufeld war 2013 die allererste, die das tat. Mit einigem Erfolg in der Avantgarde-Szene. Aber das der schüchterne Gitarrist Will den nächsten Schritt unternimmt, war doch irgendwo überraschend. Eher hätte man das von seinem großen Bruder und Sänger Win, dem Kanye West des Indiepop, erwartet. Oder von Regine Chassange, der dazugehörigen Kim Kardashian. Butler ist demgegenüber ein Künstler, der weniger von sich verspricht. Er hat nicht den medialen Rückhalt und ist auf der Bühne nicht so präsent wie die anderen. Aber seinen Einfluss auf den Stil von Arcade Fire kann man auf Policy dann doch ganz gut hören. Der Gesang ist zwar ungewohnt und die Kompositionen bei weitem nicht so pompös wie die seiner Hauptband, aber sein hektischer, rock'n'rolliger Gitarrenstil ist unverkennbar. Man kann sich gut vorstellen, dass einige der Songs hier schon mal als Outtakes existiert haben, bevor Butler sie auf ein Soloalbum gepackt hat. Das zeigt sich auch in der Anordnung. Vom Typus her sind die Tracks sehr verschieden und wirken nicht so, als wären sie in einer Schreibphase entstanden. Dafür liefern sie uns einen Eindruck davon, wie vielseitig der Songwriter arbeiten kann. Stücke wie Take My Side uns What I Want spielen eindeutig mit klassischem Rock'n'Roll und Garagenrock, während Anna ein toller Popsong ist, der sich auch für eine coole Saxofon-Begleitung nicht zu schade ist. Und obwohl am Ende nicht mehr als 27 Minuten Material zusammen kommt, ist Policy eine grundsolide Platte. Kein Soloalbum, das viel Aufmerksamkeit will, sondern aus Songs besteht, die der Welt sonst vielleicht enthalten geblieben wären. Und schade wäre das schon gewesen.
8/11

Beste Songs: Take My Side / What I Want / Sing to Me

Nicht mein Fall: Witness

Weiterlesen:
Review zu Funeral (the Arcade Fire):
zum Review

Review zu Burn Your Fire for No Witness (Angel Olsen):
zum Review

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