Mittwoch, 25. März 2015

Witzigkeit kennt keine Grenzen

ACTION BRONSON
Mr. Wonderful
Vice Records
2015















Bei all den mies bis mittelmäßig umgesetzten Platten namhafter Rapper, die sich mit Vintage-Instrumentals befassten, ist es eigentlich ein schlechter Witz, dass ausgerechnet Action Bronson es jetzt besser macht. Wo er doch eigentlich zu den Interpreten gehört, die man bisher eher weniger ernst nahm. Es wäre zwar etwas zu einfach, den US-Amerikaner als Comedy-MC abzustempeln, dennoch sind seine Texte nie ohne ein Augenzwinkern oder auch mal fiesen Sarkasmus formuliert. Was nicht heißt, dass der Junge keine relevanten Kommentare abgeben kann. Einige seiner Songs reflektieren auf eine Weise das Verhalten seiner HipHop-Kollegen, die man sich von anderen öfter wünschen würde. Gerade beim Stichwort Sexismus zeigt Bronson Courage wie kaum ein anderer und stellt damit fast immer einen erfrischenden Gegenentwurf zum restlichen Game dar. So auch auf seinem zweiten Longplayer Mr. Wonderful, der nicht nur durch den schon angesprochenen vorbildlichen Umgang mit Retro-Samples besticht, sondern auch gerade dadurch besticht, dass man auch über ihn lachen darf. Wenn Action Bronson mit Geld, Fame und leichten Mädchen prahlt, wirkt er nicht im geringsten arrogant. Eher nimmt man ihm die Rolle des elfjährigen Posers ab, der ein bisschen auf den Putz hauen will. Ganz einfach, weil er das mit der Ernsthaftigkeit schon im ersten Track vermasselt hat. In Brand New Car hört man den MC mehrmals aussteigen und sich beschweren, dass man doch über diesen Beat unmöglich rappen könne. Nicht wirklich skilled, aber dafür sympathisch wie Sau. Und guten Humor beweist Bronson auch auf Albumlänge: Ein Song wie Thug Love Story 2017 the Musical muss einfach für sich selbst sprechen und wer sich traut, Only in America von einem grauenvollen Hair-Metal-Instrumental begleiten zu lassen, der hat wahrscheinlich die größten Eier von allen. Und wenn man ehrlich ist, kann der Typ es sich mit dieser Platte wirklich leisten, allen den Finger zu zeigen. Denn abgesehen von ein paar doofen Stellen ist Mr. Wonderful der spannende und witzige Gegenentwurf zu vielen nicht so gelungenen Arbeiten dieser Tage. Da ist es mir dann sogar mal egal, dass lustige Musik eigentlich nicht so mein Ding ist. Auf eine Eminem-Coolness-mäßige Art ist das hier aber okay. Mehr als das. Das ist fett. Das ist qualitativ hochwertiger HipHop. Das ist Action Bronson. Ein richtig guter Junge.
9/11

Beste Songs: Terry / Actin Crazy / Thug Love Story 2017 the Musical / Only in America

Nicht mein Fall: -

Weiterleitung:
Review zu Strange Journey Vol. 3 (CunninLynguists):
zum Review

Review zu Bestiary (Hail Mary Mallon):
zum Review

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