Mittwoch, 4. März 2015

Big Brother

NOEL GALLAGHER'S HIGH FLYING BIRDS
Chasing Yesterday
Sour Mash
2015













Wenn man sich Chasing Yesterday nicht schon im Vorfeld seiner Veröffentlichung madig machen wollte, tat man gut daran, keine Interviews mit Noel Gallagher zu lesen. Die vage Vermutung, der vernünftigere der beiden Oasis-Brüder zu sein, hat er in den letzten Wochen mit der größten Mühe widerlegt und alles gedisst, was nicht bei Drei auf den Bäumen war. So was kann einem schon mal die Vorfreude auf die neue Platte vermiesen. Und die war bei mir definitiv vorhanden. Hatte doch die unbetitelte erste LP des Songwriters zumindest für eine kleine Überraschung gesorgt und dem Britpop etwas mehr Leben eingehaucht. Sie war nicht nur gut, weil sie besser war als Beady Eye, sondern auch an sich souverän. Ganz zu schweigen von den vielen guten Songs, die darauf zu finden waren und mit denen er sich endgültig von Oasis emanzipierte. Danach kam Liam mit seiner Madchester-Platte und wollte auch weiter mitspielen. So viel zur Vorgeschichte. Im Frühjahr 2015, sechs Jahre nach der Trennung der Band, hat es allerdings den Anschein, als wäre der ganze nervige Zwist um die Soloprojekte beigelegt. Noel macht eben ein neues Album. So What? Die Erwartungen meinerseits waren auf jeden Fall da. Das "So What?" konnte ich dann allerdings auch auf meinen Eindruck von Chasing Yesterday anwenden. Mit den Jazz-Einflüssen in Riverman fängt das ganze zwar wieder ganz schön cool an, überdauert aber auch nur einen Song. Was danach folgt, sind zwar immer noch recht nette Kompositionen, aber die hätte Liam auch hinbekommen. Das Spektakuläre, das den Vorgänger so viel besser machte, fehlt hier irgendwie. Wo sind die Streicher, wo sind die Rave-Einspielungen, wo sind die Free-Jazz-Momente? Wenn hier ein paar mal ein Saxofon tütelt, macht das die Suppe noch lange nicht fett. Im Gegenteil: In Tracks wie In the Heat of the Moment wird man das Gefühl nicht los, dass Noel wieder nach Oasis klingen will. Und das finde ich persönlich ein bisschen langweilig. Denn vor drei Jahren hat er uns noch gezeigt, wie gut es auch anders geht. Jetzt schreibt er die selben Songs wie früher, nur für sich alleine. Ein Rückschritt, wenn man mich fragt. Aber viele alte Fans finden das vermutlich gar nicht so schlimm. Und trösten sich mit Chasing Yesterday darüber hinweg, dass es dieses Jahr schon wieder nichts mit der Reunion geworden ist. Spoiler Alert: Das wird auch in den nächsten Jahren so bleiben.
7/11

Bester Song: Riverman

Nicht mein Fall: In the Heat of the Moment

Weiterlesen:
Review zu Definitely Maybe (Oasis):
zum Review

Review zu BE (Beady Eye):
zum Review

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