Montag, 27. April 2015

Vom Hipster zum Hippie

TORO Y MOI
What For?
Carpark
2015















Dafür, dass Chaz Bundick alias Toro Y Moi hier zum ersten Mal auftaucht, ist seine Musik in den letzten Jahren ziemlich oft Thema für mich gewesen. Über einen befreundeten Fan, der mir einige seiner Songs vorspielte, entdeckte ich seine ersten beiden Platten für mich und wurde auch aufmerksam, als er Anfang diesen Jahres sein viertes Projekt ankündigte. Nun ist seit dem Debüt Causers of This bereits eine ganze Weile her und da Bundick im vor sich hin siechenden Chillwave-Konsens keinen grünen Zweig mehr fand, hat er sich seitdem auf eine Art erfrischenden Retro-Style eingelassen, in dem er den Leuten schwammige Sample-Kompositionen als echte Nostalgie verkauft und damit zum Superstar der Instagram-Poser und falschen Hippies geworden ist. Das macht seine Musik nicht unbedingt schlecht, gibt ihr nur einen etwas fahlen Beigeschmack, dass man es hier mit gepanschtem Vintage-Charme zu tun hat. Auf bisher keinem Toro-Y-Moi-Album wurde dies so deutlich wie auf What For?, welches konsequent die Psychedelic-Ära durch den Fleischwolf dreht. Man hat hier nämlich zum ersten Mal direktes Vergleichsmaterial, da es an dieser Art von Retro-Künstlern ja weiß Gott nicht mangelt. Wenn man die Songs auf dieser Platte hört, denkt man eben an Leute wie Tame Impala, Goat oder MGMT, merkt aber auch, wie viel besser die klingen. Wie viel voller und herzlicher ihre Tracks gemacht sind und wie wenig Aufmerksamkeit Bundick im Gegensatz dazu aufbringt. Seine Stücke funktionieren eher aus einer verklärt-entschlackten Sichtweise heraus, wegen der Leute auch jedes Jahr das Coachella mit Woodstock verwechseln. Toro Y Moi legen den bunten Farbfilter über die Musik der Sechziger und Siebziger und freuen sich, dass alles so viel harmonischer ist. Wie schon gesagt, das Ergebnis sind nicht zwingend schlechte Songs, nur eben viel zu stark gestylte. Man kann sie auch genießen, wenn man genug Jefferson Aiplane und Grateful Dead gehört hat, doch man merkt dann auch den Unterschied. Ein bisschen kann man das mit dem Effekt vergleichen, den Daft Punks Random Access Memories vor zwei Jahren auf viele hatte. Eine aufgepeppte Variante von Oldschool-Sound. Muss ja nicht immer verkehrt sein. Und ich habe großen Respekt davor, mit wie viel Stil Chaz Budnick so ein Autehtizitäts-Verbrechen begeht. Der Vintage-Hater in mir reibt sich bei sowas die Hände. Allerdings fehlen dem Vintage-Liebhaber in mir dann doch die satten Bässe und die kräftigen Farben ohne Filter. Das können dann doch andere besser.
8/11

Beste Songs: Empty Nesters / Spell it Out / Half Dome

Nicht mein Fall: the Flight

Weiterlesen:
Review zu Commune (Goat):
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Review zu MGMT (MGMT):
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