Montag, 6. April 2015

Garagenmädchen

COURTNEY BARNETT
Sometimes I Sit and Think and Sometimes I Just Sit
House Anxiety / Marathon Artists
2015













Ich muss wieder mal meinem selbst auferlegten Informationsauftrag nachkommen. Ich muss das dazu sagen, da ich ohne den Nachwind, den Courtney Barnetts Debüt verursacht hat, die Sängerin vermutlich völlig unerwähnt gelassen hätte. Schon zum eigentlichen Release vor ein paar Wochen habe ich in Sometimes I Sit and Think... ein-zweimal reingehört, besonders interessant fand ich es jedoch nicht. Womit wir es hier zu tun haben, ist eine dieser trendy Garagen-Platten mit coolem Titel und Artwork von einer Künstlerin, die schon vorher als Geheimtipp in der Blogosphere galt. Jetzt, wo ihr Erstlingswerk erschienen ist, kommt das Phänomen Courtney Barnett natürlich ans Tageslicht und schnappt sich allseits die guten Kritiken weg. Und ich muss diesem Longplayer in diesem ausführlichen Rahmen doch einige Zugeständnisse machen: Die sicherlich größte Stärke der Songwriterin aus Australen sind ihre locker aus dem Ärmel geschüttelten Lyrics, die man sich schon mal ins Poesiealbum schreiben kann. Persönlicher Favorit: "give me all your money and I'll make some origami, honey" aus Pedestrian at Best. Ferner muss man die ganzen elf Tracks hier als eine Sache mit Hand und Fuß loben, die man sich sehr gut in einem Rutsch anhören kann. Courtney Barnett ist bei Leibe keine schlechte Songschreiberin, doch verfügt sie auch nicht über die nötigen Alleinstellungsmerkmale, die eine derartige Reputation rechtfertigen würden. Im großen Pulk der Gitarren-Elfen, die gerade dem Trend in die Garage folgen (genannt sein Angel Olsen, Waxahatchee, Laura Marling und Kate Nash) ist sie wieder mal nur eine unter vielen. Weder ihr Gesangsstil noch ihre Kompositionen unterscheiden sich wesentlich von irgendeinem anderen Gör, das das erste Mal mit einem Verstärker spielt. Barnett hat den Vorteil, dass sie ihren eigenen Stil schon gefunden hat, doch der ist weder besonders originell noch bemerkenswert umgesetzt. Auf eine Platte wie diese kann man sich einigen, das ist alles. So etwas zu hören ist cool und man hat als Hörer auch den nötigen Rückhalt aus dem Feuilleton. Besonders riskant ist das ganze jedoch nicht. Und wenn in drei Jahren noch jemand über Courtney Barnett redet, dürfte das ein Glücksfall sein. Ich persönlich kann mit der Australierin schon jetzt reichlich wenig anfangen, weshalb es von mir heute nur starke sechs Punkte gibt. Und in Zukunft hätte ich gerne mal wieder ein schönes Akustik-Album. Die ganze Garage-Punk-Sache langweilt mich zusehends.
6/11

Bester Song: Pedestrian at Best

Nicht mein Fall: Depreston

Weiterlesen:
Review zu Ivy Tripp (Waxahatchee):
zum Review

Review zu Short Movie (Laura Marling):
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