Donnerstag, 2. April 2015

Vergesst dieses Album!

PURITY RING
Another Eternity
4AD
2015















Als 2012 die kanadische Elektro-Göttin Grimes auf die Bildfläche trat und absolut jeden mit ihren geisterhaften Kompositionen begeisterte, hatte sie eine ganze Reihe Lieblingskünstler im Schlepptau, die vollkommen unbekannt waren und die sie bei jeder Gelegenheit versuchte, zu pushen. Allen voran waren dabei ihre Homies Purity Ring, die mit ihrem Debüt Shrines im gleichen Jahr ebenfalls einiges an Lorbeeren einfahren konnten und auch mir in vielen Punkten zusagten. Die finstere Aura, mit denen sie ihre Beats kleideten, war der von Grimes nicht unähnlich und die Tracks machten den Eindruck, dass da noch mehr zu holen war. Auf Album Nummer zwei war ich entsprechend gespannt. Doch dass die Kanadier schon damals die schnellsten dabei waren, den schnellen Erfolg abzugreifen, hätte mich beunruhigen sollen, als es noch nicht zu spät war. Denn Another Eternity ist drei Jahre nach dem Erstlingswerk der Sturz ins Leere. Im Fressflash ihres kleinen Hypes haben Purity Ring eine Platte voller langweiliger Elektropop-Songs geschrieben, dass sie von der Position eines hoffnungsvollen Newcomers blitzschnell ins stilistische Abseits katapultiert. Ich will der Band nicht vorwerfen, dass sie hier ein kommerzielles Album machen. Dass eine künstlerische Entscheidung hinter dem radiofreundlichen Klang von Another Eternity steht, ist nicht vollkommen unmöglich. Schließlich scheint Mama Grimes in letzter Zeit auch Interesse an platten Plastik-Sounds gefunden zu haben. Aber es fällt schon schwer abzustreiten, dass Stücke wie Stranger Than Earth gerne mal ein wenig Airplay hätten. Nur weil Purity Ring ihre perfekt auf EDM gestriegelten Hooks nicht noch mit "ooh"-Chören verzieren, heißt das nicht, dass das hier keine durchgestylten Popsongs sind. Ich möchte hier auf keinen Fall die Indie-Polizei spielen, es ist nur leider auch eine Tatsache, dass einem kein Track dieses Albums länger im Kopf bleibt als die drei Minuten die er läuft, geschweige denn irgendwie heraus sticht. Another Eternity ist nicht mehr als eine halbe Stunde voll mit grauer Masse, wegen der man Künstler wie Avicii oder Calvin Harris schmäht. Purity Ring sind zugegebenermaßen ein kleines bisschen origineller, versumpfen aber dennoch zu sehr im Chart-Einmaleins. Die denkbar schlechteste Entwicklung, die eine solche Band hätte machen können. Denn dass sich nach dieser Platte noch jemand für sie interessiert, kann man wohl vergessen. Die Szene ist angewidert und selbst für das Radio hat das hier zu wenig Persönlichkeit. Die einzige, die wahrscheinlich weiterhin die Werbetrommel rührt, ist Elekto-Darling Grimes. Womit zu befürchten bleibt, dass auch sie bald so klingen wird. Was passiert, wenn dieser Fall eintritt, bereden wir, wenn es soweit ist.
4/11

Bester Song: Bodyache

Nicht mein Fall: Push Pull / Stranger Than Earth / Begin Again

Weiterleitung:
Review zu Rubber Sole (Neu! Balance):
zum Review

Review zu I Want to Believe (Project Pablo):
zum Review

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