Donnerstag, 23. April 2015

Der kleine König

YOUNG THUG
Barter 6
300 Entertainment
2015















Für diejenigen, die nichts mit dem Namen Young Thug anzufangen wissen: Er ist der Typ, wegen dem Lil Wayne von seinem Label gedumpt wurde und der deswegen gerade ganz offiziell die Zukunft des Pop-Rap sein soll. Sein Mentor Birdman, der sich durch den angesprochenen Schachzug nun definitiv als Massenpublikums-Opportunist und Geldschneider geoutet hat, hat für den jungen Rapper aus Louisiana eine gigantische PR-Kampagne aufgefahren, auf die die meisten Kollegen mittlerweile aus gutem Grund verzichten und das Debütalbum von Young Thug ganz kackdreist Barter 6, in Anlehnung an Lil Waynes Carter-Alben, genannt. Zusammen mit einem brummenden Instagram-Account und einigen bereits sehr erfolgreichen Mixtapes ist das Anfangsaufgebot des gerade mal 22-jährigen enorm. Und auch an originellen musikalischen Ideen bringt der Junge einiges mit. Sein nasaler, Soul-inspirierter Flow hat ihn in der Szene zum Star gemacht, er ist die Stärkste Waffe des MCs, um die großen Gewichte zu heben, die sein Vorgänger ihm da gelassen hat. Und Barter 6 will definitiv hoch hinaus. Die kompletten fünfzig Minuten hier sind mit dem feinsten dekoriert, was die Trap-Produzenten Atlantas kreiert haben und als Gäste hat sich Young Thug all seine Homies (inklusive Birdman selbst) eingeladen. Das textlich die gleiche Themenvielfalt aufgefahren wird wie auf 90 Prozent der Southern-Platten ist nur konsequent, schließlich ist das hier eher ein Produkt als Kunst. Wer Lil Wayne vom Thron schubsen soll, bei dem müssen die Zahlen stimmen. Doch es ist auch bemerkenswert, wie es Young Thug hier mithilfe seiner Produzenten gelingt, Barter 6 nicht komplett zur Rap-Machine zu degradieren. Der Opener Constantly Hating beispielsweise wäre auf jedem anderen Album ein absoluter Banger gewesen, hier jedoch wird die LP durch einen eher entspannten Slacker-Track eingeleitet. Ein beruhigendes Zeichen, wenn man bedenkt, wie deftig das ganze in voller Länge noch wird. Dort drücken sich die Stars der Trap-Szene die Klinke in die Hand und haben alle Zusammen so dicke Hosen, dass sie eigentlich unmöglich in einen Raum passen dürften. Inhaltliche Tiefe sieht anders aus. Dennoch wird Barter 6 in keinem Moment zum absoluten Albtraum, was hauptsächlich an der Maßarbeit der Produzenten liegt. Die haben neben den sich stapelnden Hits auch ein paar eher chillige Nummern auf die Platte gemogelt, die zu deren Highlight zählen dürfen. Neben dem bereits angesprochenen ersten Song muss man hier vor allem Check nennen, welches Young Thug auch ohne Gäste von seiner Schokoladenseite zeigt. Und wenn die Sache als Ganzes dann nicht doch ziemlich platt wäre, könnte ich mich dazu hinreißen lassen, das hier ein gutes Album zu nennen. So ist es das nur fast. Was schon mehr ist, als ich vom nächsten Lil Wayne erwartet habe. Vielleicht doch keine so blöde Idee, diesen Typen das machen zu lassen.
7/11

Bester Song: Check

Nicht mein Fall: -

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