Freitag, 17. April 2015

Bedroom Dancing

LAPALUX
Lustmore
Brainfeeder
2015















Dass Howard Stuart alias Lapalux erst jetzt als größerer Künstler auffällt, könnte daran liegen, dass er bis vor einigen Jahren noch zu den Typen gehörte, für die mal der Begriff "Bedroom Producer" erfunden wurde. Schon seit 2008 veröffentlicht der Brite Musik, doch die ersten diesig verschwurbelten Mixtapes unter Eigenregie will sich heute echt keiner mehr antun. Und damit das auch keiner mehr muss, gibt es jetzt Lustmore, das Album, mit dem Stuart vorerst den kleinen Durchbruch geschafft hat. Dieser wurde in den letzten Monaten durch die beiden großartigen Singles Puzzle und Don't Mean A Thing angeschoben, die beweisen, dass der Name Lapalux nicht mehr für schwummrige Blubber-Sound steht, sondern für extrem eleganten, leicht nostalgischen Elektro-Jazz. Dieser klingt genau so, wie das Cover der Platte aussieht und sorgte bei mir für mächtig Juckreiz unter den Fingernägeln. Denn da das Album in Deutschland erst relativ spät erschien, konnte man sich schon vorher ausgiebig über die äußerst ergiebige Resonanz belesen, die Lustmore im Ausland fand. Dort wurde nämlich mit Superlativen nicht gerade gespart und Stuart gleich mal mit Leuten wie Flying Lotus verglichen. Nicht der schlechteste Start für einen Quasi-Newcomer. Und nun, wo auch hierzulande endlich nachgezogen wurde, wollte ich mich selbst davon überzeugen. Allerdings wurde meine Vorfreude hier gleich in den ersten Sekunden absorbiert. Der Opener U Never Know ist für mich nicht gerade das, was man einen gelungenen Einstieg nennt. Ähnlich verhält es sich mit den beiden folgenden Tracks. Fürs erste eine ziemliche Enttäuschung, wenn es doch so viele Vorschusslorbeeren gab. Ich wusste von den Singles, dass die Stücke von Lapalux einige Minuten brauchen, um ihre komplette Wirkung zu entfalten, doch der Anfang dieses Albums kommt gleich mal gar nicht auf die Idee. Erst der vierte Song Push & Spun kann wirklich mit dem mithalten, was an Erwartungen bei mir da war. Im Ausgleich für den doofen Einstieg bekommt man hier dann auch gleich einen Track, der absolut großartig ist. Das gleiche gilt für die bereits angesprochenen Singles, die sich hier wie erwartet gut in das Gesamtkonzept einfügen. Daneben gibt es noch zehn andere Stücke, gegenüber denen es unfair wäre, sie als Füllmaterial zu bezeichnen, die aber auch nicht an die Qualität dieser drei Hits heranreichen. Lustmore als ganzes ist im Endeffekt also trotzdem ein ziemlich gutes Album und auch der etwas sperrige Anfang macht mir das nicht kaputt. Dass die Platte hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist, liegt wahrscheinlich hauptsächlich daran, dass diese ziemlich hoch waren. Mit Flying Lotus kann man das hier nicht vergleichen, mehr als okay ist es dennoch. Und für den Künstler an sich schon ein Riesenschritt. Vielleicht nicht der letzte.
8/11

Beste Songs: Push n' Spun / Puzzle / Don't Mean A Thing

Nicht mein Fall: We Lost

Weiterlesen:
Review zu You're Dead (Flying Lotus):
zum Review

Review zu Protection (Massive Attack):
zum Review

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen