Freitag, 10. April 2015

Take It Easy

VILLAGERS
Darling Arithmetic
Domino
2015















Hätte man vor fünf Jahren denken können, dass die Villagers irgendwann mal nur noch eine Band von vielen sein würden? Damals, als alles gerade wegen ihrem Debüt Becoming A Jackal ausflippte und man die Iren zur nächsten Folk-Sensation erhob? Allem Anschein nach sind sie das nicht geworden, denn bereits beim dritten Album haben sich Conor O'Brien und seine Jungs den Status einer Oh-Ja-die-waren-mal-cool-Band erarbeitet, der wahrscheinlich so ziemlich der blödeste Status ist, den man als Musiker haben kann. Was jedoch nicht heißt, dass Villagers deswegen schlechtere Musik machen. Ihr Zweitwerk Awayland war vor 2013 sogar ein ziemlich großer Schritt, da die Formation erstmals mit elektronischen Elementen spielte und sich in klanglichen Feldversuchen weiter ausprobierte, als man das für möglich gehalten hätte. Die Platte wurde deshalb nicht umsonst einer meiner Favoriten dieses Jahres. Und ich war gespannt, wie die Band von hier aus weitermachen würde. Mit Darling Arithmetic liegen nun, gut zwei Jahre später, die Karten auf dem Tisch und machen auf den ersten Blick keinen guten Eindruck. Mit nur neun Tracks und einer Länge von gerade Mal 36 Minuten ist der neue Longplayer nicht gerade eine große Nummer. Und auch in Sachen Songwriting verkriechen sich Villagers nach dem abenteuerlichen Vorgänger wieder zusehends. Electronica ist hier nur noch ein Thema für den Background, instrumental dominiert die Gitarre und gesanglich wie immer Conor O'Briens Stimme. Wenn man Little Bigot, den fettesten Titel hier mit the Bell von Awayland vergleicht, wird klar, wie sehr die Iren abgespeckt haben. Was man aber erst später merkt, ist dass Darling Arithmetic nicht umsonst so knapp gehalten ist. Dass die minimale Art und Weise überhaupt kein Problem ist. Denn wo die Band vorher gerne versuchte, ungeschicktes Songwriting mit dickerer Sound-Schichtung zu kaschieren, hat sie das hier nicht mehr nötig. Durchweg allen Stücken hier merkt man an, wie viel mehr Sorgfalt hier in den eigentlichen Schreibprozess gelegt wurde. Wie viel Persönlichkeit hier drin steckt. Wie hier alles ineinander greift. Wie Villagers auf einmal auch ganz schmucklos schön klingen. Das ist wirklich eine Leistung, die man der Band hoch anrechnen muss. Hier hört man eine erkennbare Entwicklung der Musiker und das, obwohl diese hier kleinere Brötchen backen. Eine beachtliche Leistung. Zumal Darling Arithmetic nach mehreren Hördurchgängen auch keinen Deut schlechter klingt als sein Vorgänger. Nur eben anders. Also auch wenn Villagers jetzt nur noch ein Folk-Act unter vielen ist: richtig toll klingen sie noch immer.
9/11

Beste Songs: Everything I Am is Yours / Darling Arithmetic / Little Bigot

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Review zu I Will Be A Pilgrim (Arch Garrison):
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Review zu Club Meds (Dan Mangan & Blacksmith):
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