Sonntag, 5. April 2015

Single-Review: Good Girl Gone Bad

RIHANNA
Bitch Better Have My Money
Columbia
2015















Bevor es Fragen gibt: Es war mir irgendwie ein inneres Bedürfnis, über die neue Single von Rihanna zu schreiben. Es hat nichts mit den Plagiatsvorwürfen zu tun oder mit den Augenbrauen der Sängerin; ich fand es einfach an der Zeit, hier mal eine Künstlerin anzusprechen, die mich schon seit längerem beschäftigt. Seitdem 2010 ihr fünftes Album Loud erschien, bin ich von meiner Betrachtungsweise der jungen Diva aus Barbados mehr und mehr abgewichen. Aus dem Kokon des Pop-Sternchens hat sich die 27-jährige mit jeder Platte mehr befreit und ich möchte nicht länger so tun, als wäre das Phänomen Rihanna nur ein mediales. Dass sich die Sängerin ausprobiert, beweisen seit langem Tracks wie Russian Roulette oder Man Down, die letzte Single FourFiveSeconds zeigte auch, dass das mitunter mächtig nach hinten losgehen kann. Doch mit Bitch Better Have My Money hat mich die Künstlerin ein weiteres Mal gepackt. Und diesmal wollte ich nicht so tun, als würde mich das nicht interessieren. Hier ist ein zu hundert Prozent seriöses Review dieses Songs. Bitteschön.
Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass sich Rihanna an eine Gangsta-Rap-Nummer traut. Schon der Titel macht klar, was die Sängerin hier will. Mit den zaghaften Popstar-Versuchen ihrer Anfangsjahre (die ja jetzt nicht sooo lange her sind) hat das hier nichts mehr zu tun. Als beste Brosine von Kanye West, weltweit erfolgreiche Marke, Schauspielerin und Mode-Ikone will die Diva aus Barbados den Big Boss jetzt auch effektiv raushängen lassen. Und was würde sich da besser anbieten als eine dick aufgetragene Brag-Rap-Show? Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass hier wesentlich weniger echter HipHop drin ist, als das zunächst den Anschein hat. Ja, es gibt den monstermäßigen Trap-Beat und ja, die Lyrics sind eindeutig. Aber dass Rihanna gut singen kann, weiß sie auch hier zu nutzen. Und so dümpelt sie hier zwischen gequetschtem Soul, jamaikanischer MC-Kultur und Pseudo-Spits hin und her und ist dabei durch und durch sie selbst. Das Selbstbewusstsein, mit dem sie einen Track wie diesen formuliert, macht dieses Posing zur souveränen Geste. Die Message: Wenn einer das kann, dann sie. Fast würde man darüber vergessen, dass der Song rein textlich eigentlich eher schwach ist. Zumindest die erste Strophe ist teilweise so wenig zusammenhängend, dass man schwerlich versteht, was die Gute Rihanna uns eigentlich sagen will. Vertröstet werden indes wir durch eine okaye zweite Strophe und eine ziemlich coole Hook. Klar ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob die Interpretin selbst hinter dem Songwriting zu Bitch Better Have My Money steckt. Jemand, der vom Gegenteil überzeugt ist, ist die Rapperin Just Brittany, die den Track auf Twitter als Plagiat angreift. Tatsächlich ähnelt der Song sehr ihrem Betta Have My Money und verwendet die gleiche Titelzeile. Auf YouTube gibt es gar Versionen zu bestaunen, die beide Titel simultan abspielen. Ich selbst kenne die Wahrheit nicht und werde ohne weitere Kenntnis keine unüberlegten Vorwürfe in dieser Hinsicht machen. Fakt ist, dass Rihanna ihrem Song wesentlich mehr Charisma verleiht und das ganze dicker aufträgt als Just Brittany. Bitch Better Have My Money reiht sich damit schon jetzt in die mittlerweile ziemlich große Serie von guten Singles ein, die eine respektable Künstlerin im großen Popstar Rihanna zeigen. Sollte das Album auch so gut werden, könnte das sogar ein erheblicher Fortschritt für sie in Sachen Credibility sein. Ich bin gespannt darauf und halte die Ohren offen. Vielleicht wird dieses Sternchen bald nicht mehr die selbe sein...

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