Samstag, 21. November 2020

In the Sheets



 

[ sexy | selbstbewusst | mixtapig ]

Die wichtigste gute Nachricht für Ariana Grande 2020 ist, dass sie definitiv nicht mehr die große PR-Bühne braucht, um eine erfolgreiche Pop-Künstlerin zu sein. Positions ist nach Thank U, Next vom letzten Jahr die zweite LP der Sängerin, die eher in Form einer Mixtape-artigen Guerilla-Release-Taktik erscheint statt mit großem Single-Backing und vorläufigem Trara und demnach zu urteilen, was man so mitkriegt, ist es auch das beste so. Als Promi-Persönlichkeit und ehemaliger Teeniestar, der viel im öffentlichen Interesse stattfand, waren Promophasen für Grande seit jeher Stoßzeiten für Hasskommentare und Boulevard-Schnickschnack und ich kann gut verstehen, dass sie auf diesen Mist inzwischen gut verzichten kann. Zumal sie ja anscheinend keine fette Promomaschinerie braucht, um nach wie vor genauso präsent zu sein und nach dazu mehr und mehr kritische Props als ernstzunehmende Künstlerin ansammelt. Ich für meinen Teil bin zwar der Meinung, dass ihre letzten beiden Alben innerhalb dieser Schiene nicht so gut waren wie ein Dangerous Woman vor vier Jahren, doch sehe ich deren Problem nicht in der Herangehensweise an sich, sondern eher in der Attitüde und musikalischer Umsetzung. Und dass es besser funktionieren kann, zeigt uns nunmehr Positions, das ästhetisch und strukturell wieder ähnlich funktioniert. 14 Songs, die sich eher anfühlen wie ein Mixtape als ein Album und bei denen im Mittelpunkt zu hundert Prozent die Musik steht und damit das, was Ariana zu sagen hat. Einige haben Positions in den letzten Tagen als Quarantäne-Album bezeichnet, ich persönlich sehe dafür nicht unbedingt ein Indiz. Es sei denn man will darauf anspielen, dass Grande zu lange alleine zu Hause war und deshalb diese Songs schreibt. Denn wenn diese LP durch eines auffällt, dann die aggressive Sexualität vieler Stücke hier. Wenn man so will, ist der Name  dieser Platte auf eine sehr physische Art und Weise zu verstehen und auch der entsprechende Titeltrack suggeriert ähnliches: Das hier ist in großen Teilen ein Album über Sex und ich kann folgendes an dieser Stelle nicht deutlich genug betonen: Es wird in einigen Momenten ziemlich explizit. Nicht, dass das etwas wirklich neues wäre, denn für einen guten Matratzenjam war diese Künstlerin ja schon immer zu haben, doch ist es neu, dass diese Themen so exklusiv behandelt werden. Und vor allem ist es absolut nichts schlechtes. Dass Grande ein Talent für erotisches Songwriting hat, ist vom ersten Moment an sehr offensichtlich und auch ihre Performance als Sängerin passen sehr gut ins Konzept. Des weiteren finde ich auch den etwas loseren strukturellen Ansatz cool, der nicht zu irgendwelchen Quotenhits verpflichtet ist und dem ganzen vor allem klanglich einen Vibe gibt, den man tatsächlich gut in Momenten trauter Zweisamkeit auflegen kann. Und wenn das die Art und Weise ist, wie diese Künstlerin ihre Kompetenzen am besten präsentiert, dann soll es ihr Schaden nicht sein. Schlussendlich ist es ja vor allem eine schöne Sache, dass man als Frau 2020 so ein Album machen kann ohne blöde Kommentare abzukriegen und Grande wieder Mal zeigt, dass sie den Arsch in der Hose hat, zu machen wonach ihr musikalisch gerade ist, statt erwartbar und öffentlichkeitskonform zu sein. Positions ist dahingehend zwar kein so deutliches Statement wie Thank U, Next, muss es aber auch gar nicht sein. Es reicht, dass Ariana hier in ihrer Zone ist und alle anderen die Klappe halten können. Das hat sie sich immerhin schwer erarbeitet.


Hat was von
Teyana Taylor
KTSE

Christina Aguilera
Liberation

Persönliche Höhepunkte
Motive | Just Like Magic | Off the Table | Six Thirty | Nasty | Love Language | Positions | Obvious | POV

Nicht mein Fall
Shut Up

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