Freitag, 12. Oktober 2018

Zurückgerauscht





















This Will Destroy You sind in der gesamten Postrock-Historie objektiv gesehen stets ein bisschen eine unterschätzte Band gewesen. Nicht nur deshalb, weil sie entgegen der allgemeinen Ansicht sehr wohl mindestens einen Szene-Klassiker hervorgebracht haben (die Fan-Lager spalten sich hierbei zwischen dem selbstbetitelten Zweitwerk und Young Mountain), sondern in meinen Augen vor allem deshalb, weil sie es ziemlich früh schafften, sich von den altbackenen Genre-Klischees des Crescendo-Songwritings und Atmo-Pushings zu emanzipieren. Ihr drittes Album Tunnel Blanket von 2011 tat sehr gut daran, das Mittelfeld des Instrumentalrock-Movements zugunsten einer fast ambienten, mit Field Recordings und artistischem Rauschen durchsetzten Kompositionsweise hinter sich zu lassen und machte eine Weile lang Hoffnung, dass die Texaner ihren großen stilistischen Sprung zur richtigen Zeit gemacht hätten. Leider folgte mit Another Language drei Jahre später wieder eine sehr formelhafte und im Stereotyp verhaftete Platte, das This Will Destroy You um einiges zurückwarf. Stand 2018 erlebe ich sie als eine Band, die eine der innovativen Kräfte in der maroden Szene sein könnte, aber sicherheitshalber auf die altbewährten Mittel setzt. In den letzten drei Jahren haben sie sich größtenteils auf aufwendige Rereleases ihrer ersten beiden Longplayer konzentriert, was so ziemlich das Minimum an neuen Impulsen ist, New Others Pt. 1 ist ihr erstes frisches Material seit 2014. Und auch davon gibt es hier gerade Mal 38 Minuten. Nach wirklich großen Sprüngen sieht es also erstmal nicht aus. Stattdessen spielen der Opener Melted Jubilee und sein Nachfolger To Win, Somebody's Got to Lose die gleiche abgesülzte Leier herunter wie schon seit Ewigkeiten und wie tausend andere Postrock-Acts auch. This Will Destroy You scheinen folglich auch 2018 keine wirklche Lust auf Innovation zu haben. Zumindest nicht in diesen zwei Songs. Denn nach dem öden Intro tauen die Texaner hier wieder Erwarten doch mehr und mehr auf. Was in Syncage mit dem verstärkten Einsatz ambienter Synth-Flächen beginnt, wird schon in Allegiance zum teilweise recht dicken Distortion-Teppich und wenn im vorletzten Track Like This am Ende ein großes Noise-Gehämmer vonstatten geht, fühlt es sich fast wieder an wie vor sieben Jahren auf Tunnel Blanket. Sicher, die Experimentierfreude äußert sich hier um einiges zaghafter und ist des öfteren gebettet in die üblichen Crescendi und Shoegaze-Flächen, aber das ist ja immerhin etwas. Und wenn ganz am Ende mit Go Away Closer der Noise-Knoten in epochalen Postrock aufgelöst wird, hat man sogar wieder mächtig Bock drauf. New Others Pt. 1 ist ein ziemlich gelungenes Wechselspiel zwischen klassischen Elementen und ein paar klangkünstlerischen Auswüchsen. Klar macht das This Will Destroy You nicht gleich zu den obersten Vorreitern einer Instrumentalrock-Rennaissance, die Texaner bleiben sogar sehr zurückhaltend mit ihren Neuerungen. Aber wenigstens kann man jetzt nicht mehr sagen, sie würden es nicht zumindest versuchen. Und dass wir vielleicht nochmal ein so gutes Album wie Tunnel Blanket von ihnen bekommen, scheint nach dieser LP wieder eine realistische Hoffnung zu sein.






Persönliche Highlights: Syncage / Allegiance / Weeping Willow / Like This

Nicht mein Fall: Melted Jubilee / To Win, Somebody's Got to Lose

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