Freitag, 22. Januar 2021

Quirky Quicky

Pom Poko - Cheater POM POKO
Cheater
Bella Union
2021

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ quirky | kantig | verspielt ]

Es hat ja nicht lange gedauert, bis auch 2021 wieder eine dieser jungen, schneidigen Neunziger-geprägten Indiebands mit charismatischer Frontfrau um die Ecke kommt und ein Album auf den Markt bringt, das ich ziemlich gut finde. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, dieses Jahr nicht mehr so ein leichtes Opfer für diese Art von Musik zu sein, aber da wären wir. Zu meiner Verteidigung: Pom Poko aus Trondheim und ihre zweite LP Cheater entsprechen nicht ganz dem Muster, dem ich hier für gewöhnlich Anheim falle. Denn im großen und weitreichenden Spektrum des Indie-Songwriterinnen-Powerpop-Rock stehen sie definitiv sehr weit auf der exzentrischen und lärmigen Seite und mit einem Bein auch schon fast im Mathrock. Ganz die übliche Nummer ist es also nicht. Obwohl wir grundsätzlich nur von einer kreativen Variaten des mehr oder weniger gleichen Rezepts sprechen, ist es ebendiese, der hier den Unterschied und diese Gruppe damit besonders macht. Sagen wir es mal so: Der ganzen weirden Noise-Deko drumherum ist es zu verdanken, dass ich neugierig auf diese Platte geworden bin, geblieben bin ich aber vor allem wegen der kompositorischen Linie des Ganzen und weil die Songs von Pom Poko einen vertrauten Kern haben. Was die Zusammensetzung des Sounds der NorwegerInnen angeht, gibt es auf jeden Fall viel zu sezieren und einige spannende Elemente zu entdecken. Wobei im Zentrum von Cheater ganz klar ein ehrliches Indierock-Herz schlägt. In Songs wie Andrew, Like A Lady oder Danger Baby erkennt man deutliche Parallelen zu den Pixies, Liz Phair, Sleater-Kinney oder dem letzten Album der Beths. Nur entscheidet sich diese Band sehr oft dafür, primär die Elemente des krachigen, überzogenen und schrägen tiefer zu behandeln. Mit einer gehörigen Portion Polterei und übertriebener Niedlichkeit. Und an diesen Stellen wird es interessant. So haben Songs wie Look oder der Titeltrack ernsthaft schrammelige Math-Einschläge mit herllich rhythmischen und klobigen Gitarreneffekten, nicht selten enden Stücke in kakophonischen Noise-Eskapaden und Sängerin Ola Djupvik changiert stimmlich gerne mal in Bereiche, die an die fiepsige junge Kate Bush oder gar an Sarah Perry von Kero Kero Bonito erinnern. Ein Vergleich, der dabei im Gesamtbild nicht von der Hand zu weisen ist, sind auf jeden Fall die jüngeren Alben von Deerhoof, die Pom Poko in manchen Momenten schon fast eins zu eins kopieren. Weshalb ich durchaus verstehen kann, dass man das hier vielleicht als reines Knockoff-Produkt abtut. Und ja, auch für mich ist das eine veritable Kritik. An meinem Wohlwollen für Cheater ändert das trotzdem nur wenig da a) Deerhoof schon seit Jahren kein so gutes Album mehr gemacht haben und b) diese Variation ihres Sounds das entscheidende bisschen rockiger und kerniger ist. Und trotz der ziemlich abgekupferten Ästhetik habe ich hier insgesamt den Eindruck, ein sehr erfrischendes, zeitgemäßes Rockalbum zu hören, das eben nicht nur gut aufgedonnerte Nostalgie ist. Für die ganz große Begeisterung meinerseits reicht das zwar auch nicht unbedingt und mit großer Wahrscheinlichkeit werde ich dieses Jahr nicht mehr hierhin zurückkehren, doch als sehr kurzweiliges Stückchen Fun reichte es allemal. Was für den Moment schon mehr als genug ist.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡⚫⚫⚫ 08/11
 
Persönliche Höhepunkte
Like A Lady | Danger Baby | Andy Go to School | Look | Curly Romance | Body Level

Nicht mein Fall
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