Freitag, 10. August 2018

Songs in the Key of Comfort





















Schon seitdem ich mich mit ihm beschäftige, ist Mac Miller einer dieser Künstler, die mich gleichzeitig überzeugen und frustrieren. Er hat in meinen Augen seit Jahren kein einziges schlechtes Album gemacht und seine zwei letzten Platten, die ich hier besprochen habe, bekamen von mir beide sehr gute Beurteilungen. Dennoch schafft der Rapper es seit Jahren nicht, sich stilistisch vom großen Feld durchschnittlicher Mainstream-MCs abzusetzen. Er ist mit Sicherheit einer der besten von ihnen, doch kenne ich nicht ein Projekt von ihm, auf dem er sich mal künstlerisch definiert, seine eigene Ausdrucksweise sucht oder mal nicht das macht, was gerade auch tausend Andere machen. Mit zermürbender Beständigkeit bleibt Mac Miller Teil kurzlebiger Trends, statt einmal die LP zu machen, an die man sich auch in zehn Jahren noch erinnern würde. Das Talent dazu hätte er meiner Meinung nach durchaus. Wobei er zuletzt schon erhebliche Fortschritte gemacht hat. Sein letztes Album the Divine Feminine ist nicht nur sehr gelungen und stimmig, es ist auch eines der wenigen, das nicht zwei Jahre nach seiner Veröffentlichung schon wieder abgehangen klingt, sondern die Prüfung der Zeit zumindest bis jetzt bestanden hat. Außerdem erweiterte Miller hier seine stilistische Palette um Einflüsse aus R'n'B, Soul und Funk und glänzte auch als Sänger. Wenn Swimming also zumindest da weitermachen würde, wo der Vorgänger aufhörte, wäre ja schon mal viel gewonnen. Und glücklicherweise ist genau das auch der Fall. Mit gewissen Abstrichen verfolgt die neue Platte genau die Marschrichtung, die Mac Miller vor zwei Jahren einlegte und findet sich wieder in einer sehr ähnlichen Ästhetik zurecht. Das ist zwar noch immer alles andere als risikoreich oder experimentell, aber immerhin ein Anfang. Und rein Song-technisch haut auch dieses Album wieder zum Großteil hin. The Divine Feminine hatte zuletzt den Vorteil, dass es quasi ein Konzeptalbum war, was diesmal nicht ganz so ist, an Themen mangelt es dem Rapper trotzdem nicht. Viele der Tracks haben selbsttherapeuthische Inhalte, die teilweise in schaumig-motivierende Lebensbejaungs-Hymnen ausarten, größtenteils findet das Album jedoch innerhalb der Psyche des Künstlers statt. Über nervtötende Lebensretter-Nummern wie zuletzt bei Logic muss man sich hier also keine Sorgen machen. Was darüber hinaus mal wieder großartig ist, ist die musikalische Leistung von Swimming, die wie üblich bei Miller weit über das durchschnittliche Soll eines Hiphop-Projekts geht. Insbesondere der Schlussteil mit Tracks wie Ladders, Jet Fuel und Small Worlds enthält fantastische Funk- und Jazz-Momente, denen man ihr kompositorische Sorgfalt deutlich anhört. Wenn es um solche Dinge geht, ist dieser MC tatsächlich weitab vom Mittelaß und könnte es, wenn er diesen instrumentalen Spielereien mehr Raum einräumen würde, locker mit Platten von Childish Gambino, Chance the Rapper oder Tyler, the Creator aufnehmen. Ihn in einem Satz mit diesen extrem einflussreichen Künstlern zu nennen, erscheint erstmal etwas übertrieben, aber dass es sich so verhält, zeigt eigentlich nur, dass Mac Miller sein Können nicht optimal nutzt. Gemessen an dem Talent, dass er in seinen besten Momenten zeigt, hätte er schon lange ein Album vom Format eines Awaken, My Love oder Acid Rap veröffentlichen können. Stattdessen fragt man sich jedes Jahr wieder, warum man diesen Typen eigentlich beim letzten Mal so gut fand. Und ich fürchte, auch Swimming bildet da keine wirkliche Ausnahme. Zwar ist es wieder mal eine sehr gute Platte und in meinen Augen sogar noch eine Steigerung zu the Divine Feminine, dennoch kommt Miller auch hier nicht aus seiner Komfortzone. Und ehe das nicht passiert, ist und bleibt er nicht mehr als ein sehr guter Pop-Künstler. So hart muss ich an dieser Stelle leider sein.






Persönliche Highlights: What's the Use? / Self Care / Wings / Ladders / Small Worlds / Dunno / Jet Fuel / 2009

Nicht mein Fall: Perfecto

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