Montag, 20. August 2018

Kleine Liste: Kanyes Sommerspiele

Es machen ja zurzeit alle so, und weil ich a) ja immer alles machen muss, was gerade cool ist und b) ich auch meinen Senf dazu geben möchte, tu ich es eben auch: Meine persönliche Rangliste der diesjährigen Projekte aus der Produktionsschmiede des Kanye West. Es ist dabei eine Sache, dass ich dem Hypetrain folge und dem ganzen Rummel um die fünf Platten jetzt vielleicht nochmal etwas mehr unnötige Aufmerksamkeit verschaffe. Es ist eine andere, dass ich gerne nochmal ein Statement zu den Projekten als Gesamtidee abgeben möchte. Vieles davon kam in den eigentlichen Besprechungen dazu nicht wirklich durch und gerade was die Punktbewertungen angeht, gab es keine großen Unterschiede. Außerdem finde ich es interessant, dass ganz global gesehen jede*r irgendwie seine eigenen Favoriten (und Gründe dafür) hat und es keine wirklich einhellige Meinung dazu gibt. Und noch mehr Verwirrung zu stiften, sehe ich in diesem Zusammenhang als meine heilige Pflicht. Deshalb auch von mir nochmal die ganze Leier.

1. TEYANA TAYLOR
K.T.S.E.
Vielleicht die erste kleine Überraschung: Das in meinen Augen beste Projekt der Serie ist mit Teyana Taylors K.T.S.E. sein am wenigsten Rap-zentrierter Beitrag und wahrscheinlich auch einer der konservativsten. Der Grund dafür: Taylor ist die einzige, die sich von Kanyes Produktion nicht die Show stehlen lässt und künstlerisch vollwertig auftritt. Außerdem sind hier sämtliche Features sehr stimmig und die Platte bewahrt musikalisch wenigstens ein bisschen Konsistenz.

2. KANYE WEST
Ye

Die äußerst kontroversen Lines über Trump und Sklaverei sind die eine Sache, die andere ist die, dass Kanye West in diesen zwanzig Minuten nicht weniger tut, als seine Karriere zu retten. Ye ist eine extrem freshe Platte, seine beste seit fast zehn Jahren. Mal abgesehen von dem vielen Bullshit, den er quatscht, ist das ein kleines Wunder. Der bittere Beigeschmack ist da und deshalb nur Platz Zwei, aber trotzdem: Hut ab vor dieser künstlerischen Runderneuerung. Nicht weniger ist das hier (mal wieder).

3. KIDS SEE GHOSTS
Kids See Ghosts

Künstlerisch die visionärste Platte der fünf und deshalb auch nur mit hauchdünnem Abstand hinter Ye, aber an manche künstlerischen Entscheidungen hier kann ich mich beim besten Willen nicht gewöhnen. Kids See Ghosts sind zeitgenössische Popmusik auf Steroiden und definitiv eine wahnsinnig bemerkenswerte Sache, nur ob das nun genial ist oder nicht, wird erst die Zeit zeigen. Das nächste 808s & Heartbreaks oder pretenziöser Kram? Kann und will ich nicht beantworten.

4. PUSHA T
Daytona

Mein größtes Problem mit dieser Platte habe ich bereits in der Besprechung erklärt: Es klingt nicht wie ein Projekt von Pusha T, sondern so, als hätte Kanye einfach jemand anderen angeheuert, der seine Texte aufnimmt und dann als seine Songs verkauft. Das ist klanglich eine gute Kombo, aber dem Talent eines Push nicht würdig und ein kleines bisschen ein arschiger Move von Kumpel Kanye. Außerdem war da der unschöne Beef mit Drake und das nutzlos provokative Artwork: Das können beide besser.

5. NAS
Nasir
Daytona ist keine gute Platte, aber sie hat wenigstens den Vorzug, dass Kanye sich darauf Mühe gegeben hat, was man von seiner Arbeit für Nas nicht sagen kann. Der hat zu konservative Ansprüche, will ein klassisches Rap-Album machen, was mit Yeezy als Partner natürlich nicht drin ist. Das Ergebnis ist eine halbgare, langweilige Promenadenmischung, mit der wahrscheinlich weder der eine noch der andere wirklich zufrieden ist. Aber wenigstens haben 2018 nochmal alle eine Nas-Platte gehört.



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