Samstag, 18. August 2018

Puberty Strikes Again




















Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass Mitzki Miyawaki zu meiner persönlichen Pop-Hoffnung wurde. Ihr gerade erschienenes zweites Album Puberty 2 war zu diesem Zeitpunkt alles, was man sich von einer jungen, hungrigen Künstlerin wünschen konnte und dafür vor allem schon ganz schön ausgewachsen. Die Art, wie sie konsequent Americana, Indierock und Electronica vermischte, hatte bereits viel von einem sehr persönlichen Stil, war kompositorisch unglaublich spannend und sorgte mit Happy oder Your Best American Girl sogar für ein paar anständige Single-Auskopplungen. Rückblickend war es vielleicht eines der originellsten und spannendsten Arbeiten jener Saison, was ich seinerzeit leider nicht ganz kapiert hatte. Der Hauptgrund, warum ich damals so reagierte, war das unbestimmte Gefühl, dass hier noch viel Luft nach oben war. Trotz aller Definiertheit war Puberty 2 noch immer etwas zerfasert, wenig fokussiert und mit 31 Minuten schlicht und ergreifend zu kurz. Mitski präsentierte ein Konzept, das für sich sehr gut war, aber noch die richtige Umsetzung brauchte. Und für diese Aufgabe sah ich die Platte vor, die nun in Form von Be the Cowboy Wirklichkeit geworden ist. Ich hoffte, die Sängerin wäre hier in ihrem Stil vollständig angekommen, würde ihre vielen experimentellen Ansätze besser artikulieren und vor allem ein geschlossenes Gesamtwerk von größerem Format abliefern. Was oberflächlich gesehen auch irgendwie zutrifft. Die Songs, die die New Yorkerin hier schreibt, sind ein Stück generischer, verlieren dabei aber nichts von ihrer Vielschichtigkeit, haben textlich jede Menge Charakter und beherrschen musikalisch die optimale Balance zwischen experimenteller Ausgelassenheit und strukturiertem Pop-Songwriting. Dass Mitski dabei auch verstärkt Elemente aus New Wave und Synthpop einbaut, macht Be the Cowboy darüber hinaus noch zu einer kleinen stilistischen Weiterentwicklung. Im großen und ganzen muss man aber sehr klar sagen, dass es sich bei diesen Veränderungen eher um Marginalien handelt. Konzeptuell betrachtet spielt die Platte die Idee von Puberty 2 sehr konsequent weiter und ist künstlerisch nicht der von mir erhoffte Schritt in Richtung charakteristischer Größe. Mit 32 Minuten ist die LP auch nur ganz wenig länger als ihr Vorgänger und sehr kurze Songs spielen hier eine noch stärkere Rolle als vor zwei Jahren. Wo das aber klingt wie Kritik, bin ich, um ehrlich zu sein, begeistert davon, wie Mitski das hier hinkriegt. Be the Cowboy ist ganz klar eine bessere Gesamtleistung als Puberty 2 und das nicht zuletzt, weil die Dinge, die ich beim letzten Mal noch kritisiert habe, hier plötzlich funktionieren. Füllmaterial gibt es hier gar keines mehr, dafür tolle Einzeltracks wie Geyser, Me & My Husband, Two Slow Dancers oder Washing Machine Heart, die auch prima in den Gesamtflow passen. Darüber hinaus klingen viele Performances souveräner und klanglich befreiter. Mitski hat also mit ganz anderen Mitteln das erreicht, was ich mit von ihr gewünscht habe. Und wenn das am Ende unterm Strich steht, will ich wirklich nicht meckern. Zumal sie hier ihren Status als eine der wirklich besonderen Figuren im Bereich Artpop mit Leichtigkeit verteidigt und wir jetzt an einem Punkt sind, wo endlich auch mal der Rest der Welt hinhört. Was beim letzten Mal noch eine vorsichtige Ahnung war, hat sich mit Be the Cowboy für mich nun eindeutig bestätigt: Mit dieser Frau ist zu rechnen. Und dieses Album ist ihr erster richtig fetter Fußabdruck in der modernen Musiklandschaft.






Persönliche Highlights: Geyser / Old Friend / Remember My Name / Me & My Husband / Nobody / Washing Machine Heart / Two Slow Dancers

Nicht mein Fall: -

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