Montag, 31. August 2015

Single-Review: Second Hand

MACKLEMORE & RYAN LEWIS FEAT. KOOL MOE DEE, GRANDMASTER CAZ, MELLE MEL & ERIC NELLY
Downtown

Macklemore
2015














Es hätte mich gewundert, wenn diese Single dieses Jahr nicht mehr gekommen wäre. Die neue Macklemore-und-Ryan-Lewis-Single, die die vielleicht größte HipHop-Überraschung des aktuellen Jahrzehnts fortführen soll. Die zeigen soll, dass dieser Typ mehr ist als der nette MC von nebenan, der nur 20 Dollar einstecken hat, das Geschätsgeheimnis von Nike kennt und der mit nicht mehr als gesundem Menschenverstand zum Sprachrohr der amerikanischen Gay Community geworden ist. The Heist war ein sensationelles Album, mit dem keiner in diesem Maße rechnete und das Macklemore und Ryan Lewis in Null Komma Nichts von talentierten Newcomern zu echten Stars machte. Nicht zuletzt auch zu einem Meme, aber das spricht ebenfalls nur für den immensen Erfolg, den dieses Duo in den letzten Jahren hatte. Diesen aufrecht zu erhalten, das ist nun das gesetzte Ziel für 2015, und Downtown hört man das in jeder Note an. Um die Katze gleich aus dem Sack zu lassen, ich glaube nicht, dass die neue Single das schaffen wird. Denn man hört ihr schom beim ersten Hören so stark ihre Absichten an, dass es selbst der verschlagenste Chart-Konsument mitbekommen dürfte. Macklemore klammert sich hier an seine Laufkundschaft, obwohl er das im Moment eigentlich gar nicht nötig hat. Er ist ein talentierter Rapper (was man auch hier wieder merkt), der zu jedem Thema einen unpeinlichen Song schreiben kann und damit eine ziemlich beneidenswerte Position einnimmt. Er hätte seine neue Single über Verkehrssicherheit oder das perfekte Barbecue schreiben können und es wäre wahrscheinlich gut angekommen, stattdessen geht er mit Downtown irgendwie im Kreis. Und das kommt von allen Varianten sicherlich am wenigsten gut. Im Song geht es um das ur-amerikanische Thema Biker-Romantik und einige Klischee-Verweise, besonders im Refrain, sind dann auch echt witzig. Nur bindet Macklemore beispielsweise gleich am Anfang ein Gespräch mit dem imaginären Motorradhändler ein, das uns Hörern signalisieren soll: Aha, Assoziationen mit Thrift Shop! Und diese soll in den knapp viereinhalb Minuten nicht die letzte bleiben. Am Ende kann es kein Zufall sein und es ist ziemlich sicher, dass hier hartnäckig versucht wird, noch einmal den gleichen Effekt zu erzielen wie vor zwei Jahren. Soviel zur textlichen Seite, mit der Macklemore wenigstens noch sich selbst kopiert. Was die dazugehörigen Instrumentals von Ryan Lewis angeht, vertraue ich mal auf die Kompetenz meiner Leser und sage nur dazu: Es ist sowas von offensichtlich, wer hierfür als Inspiration dient. Das findet ihr schon selbst heraus. Und es sorgt dafür, dass man Downtown (sogar der Titel ist ein einziges Rip-Off!) am Ende noch weniger ernst nehmen kann. Und um noch einen Kommentar zu der Schar an Protagonisten der HipHop-Geschichte als Featured Artists abzugeben: Sie kommen in diesem Song kaum zum tragen. Es ist ja schön und gut, sich ihre Namen auf die Fahne zu schreiben, aber dann sollte man auch bitte was draus machen. Ich finde nicht, dass Macklemore und Ryan Lewis mit Downtown einen per se schlechten Song gemacht haben. Wäre es der erste, den ich von diesen beiden hören würde, fände ich ihn wahrscheinlich sogar ziemlich gut. Kennt man allerdings auch nur ein wenig den Kontext, in dem diese Single stattfindet, wird alles daran schnell nur Mittel zum Zweck und in der Konsequenz ziemlich peinlich. Das schlimmste daran ist, dass diese beiden Künstler so etwas absolut nicht nötig haben und das auch besser können. Für ein eventuelles neues Album der schlechteste denkbare Start, aber ich glaube an Macklemore und Ryan Lewis. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

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