Donnerstag, 27. August 2015

Geigen, Elfen, Heavy Metal

MYRKUR
M

Relapse
2015
















Nordische Wochen bei CWTE: Nachdem bereits vor kurzem die neuen Platten von Man the Machetes, Logn und Ghost auseinander genommen wurden, folgt mit Myrkur heute die nächste Wikingerland-LP. Und das mit den Wikingern ist bei dieser jungen Dame nicht nur ein dämliches Vorurteil, sondern tatsächliche Ästhetik. Die Dänin Amalie Bruun gründete ihr Ein-Frau-Black-Metal-Projekt im Jahr 2014 und bekam mit ihren ersten Songs sofort einen Vertrag beim Genre-Giganten Relapse Records, wo sie dieser Tage ihr Debüt M veröffentlicht. Und neben windigem, raubeinigem Metal fällt dieses vor allem durch ausgedehnte Folk-, Elektronik- und Kirchenmusik-Passagen auf. Diese Abwechslung ist kein Zufall, wenn man bedenkt, dass niemand geringeres als Krystoffer Rygg von Ulver dieses Album produziert hat, der ja zwischen Extreme Metal und Ambient Chillout auch schon alles durch hat. Aber ist Myrkur nun wirklich all dieses Brimborium wert? Ist diese Künstlerin wirklich so sensationell, wie sie auf den ersten Blick scheint? Dem zweiten Blick nach zu urteilen auf jeden Fall. M hat auch bei genauerem Hinhören die Tiefe und die epische Komponente, die man von Anfang an so mochte, und dafür wird auch das gesamte Arsenal aufgefahren: Streicher, Glocken, eine Studioband und fette Syntesizer bilden den pompösen Teig der elf Songs hier und machen damit ganz schön was her. Auch ist vieles hier echt gut komponiert und fällt teilweise sogar aus dem simplen Pop-Kontext heraus. Wo es allerdings ein wenig hapert, ist immer dort, wo tatsächlich mal die Metal-Keule ausgepackt werden soll. Simple Rocksongs Songs wie Mordet oder Hævnen klingen gegenüber den groß angelegten Orchestral-Stücken oft ein bisschen schwach und sind auch nicht so aufwendig gemixt. Dabei sind sie an sich nicht schlecht und könnten einzeln wunderbar zur Geltung kommen. Nur in Gesellschaft dieser Klang-Epen gehen sie total unter, was man hätte besser machen können. Was ebenfalls problematisch ist, ist Bruuns Gesang auf diesem Album, oder besser gesagt der Umgang damit. Denn auch als Sängerin (und als Shouterin) ist Myrkur eigentlich ein großes Talent, welches hier jedoch nicht wirklich zur Geltung kommt. Komplett alle Vokalpassagen dieser Platte sind so dick mit Reverb zugespachtelt, dass man von der eigentlichen Stimme viel zu wenig hört und sie somit unglaublich zu nichte macht. Was die Sache noch schlimmer macht ist, dass diese klangliche Herangehensweise meistens nicht mal zum Rest des Songs passt. Die vielleicht größte Stärke dieser Künstlerin ist somit verwirkt. Unendlich schade sowas. Davon abgesehen ist M jedoch immerhin ein Achtungserfolg, aus dem sich mit den richtigen Modifizierungen durchaus lernen lässt. Es präsentiert Heavy Metal auf eine selten gehörte Art und Weise, die auch für Nicht-Fans relativ zugänglich ist und klingt so, wie ich Chelsea Wolfe eigentlich immer haben wollte. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es mit Fräulein Bruun weitergeht und werde ihren Weg so gut es geht verfolgen. Der ganz große Wurf ist von hier nämlich nicht mehr allzu weit entfernt. Man muss vielleicht nur darauf warten.
8/11

Beste Songs: Skøgen Skulle DøVølvens SpådomNordlysNorn

Nicht mein Fall: Hævnen

Weiterlesen:
Review zu Abyss (Chelsea Wolfe):
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