Freitag, 28. August 2015

Transformers 2

DESTROYER
Poison Season

Dead Oceans
2015
















Dan Bejar ist schon immer ein musikalischer Ästhet gewesen. Schon immer wirkten alle Elemente in all seinen Songs akribisch ausgewählt und durchdacht, in einem aufwendigen Arbeitsprozess entstanden und aufgenommen. Nichts ist beliebig, nichts ist spontan und doch wirkt alles auf seinen Platten so basisgechillt wie nur irgendwas - So arbeiten nur Profis. Und bei solchen Vorzeichen ist es auch kein Wunder, dass seine aktuelle LP ganze vier Jahre gebraucht hat, um diese Prozedur zu durchlaufen. Kaputt, das letzte Destroyer-Album von 2011, war so sensationell, dass Bejar allerorten als Pop-Messias gefeiert wurde und es trägt eine große Mitschuld daran, dass Saxofone in Popsongs inzwischen rehabilitiert sind. Einen ebenso sensationellen Nachfolger dazu wünschte sich in den Folgejahren sicherlich nicht nur ich mir und da es nun inzwischen 2015 geworden ist, steigen die Erwartungen an Poison Season nur noch. Schließlich muss das Zeug, an dem der große Dan Bejar eine halbe Ewigkeit getüftelt hat, ja wirklich bahnbrechend sein. Oder etwa nicht? Zumindest die Frage, was hier wohl den größten Teil der Zeit in Anspruch genommen hat, löst sich gleich in den ersten Takten des Openers Times Square, Poison Season I: Die Platte gönnt sich großzügig Orchester-Arrangements. Und was für welche. Destroyer haben hier das komplette Disney-Aufgebot an Streicher-Pathos eingeladen und lassen damit die paar Bläsersätze auf Kaputt schon mal ziemlich alt aussehen. Und die Saxofone und Pianos vom Vorgänger hat Bejar natürlich auch mitgenommen. So ist Poison Season das mit Abstand pompöseste Album des Kaliforners und denkt, damit könnte es alles rechtfertigen. Denn wenn man den Fokus mal von der aufwendigen Instrumentierung und der ganzen Fassade ablenkt, weist die Platte einige ganz fundamentale Schwächen auf. Zum einen ist es das bloße Songwriting, das ziemlich zu wünschen übrig lässt. Einige der dreizehn Songs hier sind bestenfalls mittelmäßig geschrieben und wer auch immer diese Mittelmäßigkeit dann versucht hat, mit dick aufgetragenen Streichern zu kaschieren, kommt definitiv in die Hölle. So etwas macht man einfach nicht, da ist doch gleich das ganze aufwendige Arrangement für die Katz. Versucht lieber erstmal, den eigentlichen Song interessant zu machen. Dann klappt das auch mit dem Orchester. Ein weiterer harter Schlag ist auf diesem Album der Gesang. Bejar schreibt ja an sich keine schlechten Texte und diese hätten es eigentlich auch verdient, melodisch ordentlich aufgearbeitet zu werden. Allerdings verfitzt der Künstler sich in einer Art pseudo-erotischem Sprechgesang, der seine Wirkung mal so gar nicht erzielt. Erstens weil Dan Bejar nicht Bob Dylan und auch nicht Lou Reed ist und zweitens weil hier nicht mehr die Schlafzimmer-Sound zu hören sind, die man auf den Vorgängern hatte und zu denen Bejars Wispern sogar ganz gut passte. Die größten Fehler auf Poison Season wurden also schon am Anfang seiner Entstehungsphase gemacht. Ist es deswegen gleich schlecht? Auf gar keinen Fall. Trotz einiger mittelgroßer Schwierigkeiten ist Dan Bejar noch immer ein ziemlich guter Songwriter und der Großteil der Tracks hier funktioniert trotzdem irgendwie. Auf den eher jazzigen Songs wie Bangkok oder the River klingt er sogar richtig gut. Nur hat man das bei Destroyer eben auch schon viel besser gehört und die Idee mit den Streichern und den entspannten Popsongs hätten gerade sie eigentlich nicht so schlampig umsetzen dürfen. Vielleicht wäre ein Dreampop-Album, so wie Bejar sie früher gemacht hat, mittlerweile gar nicht mehr so verkehrt. Wenigstens müssten wir dann nicht nochmal vier Jahre warten.
8/11

Beste Songs: the River / Times Square / Archer On the Beach / Bangkok

Nicht mein Fall: Dream Lover / Forces from Above

Weiterlesen:
Review zu the Epic (Kamasi Washington):
zum Review (Pt. 3)

Review zu Bringing It All Back Home (Bob Dylan):
zum Review

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