Dienstag, 11. August 2015

Mukke zum Staubsaugen

PAUL KALKBRENNER
7

Sony
2015
















Paul Kalkbrenner ist im Jahr 2015 keine unumstrittene Figur mehr in der Elektroszene und auch ich beginne mir meine Sorgen um ihn zu machen. Als ziemlicher Fan seiner frühen Platten Zeit und Self und natürlich seiner hinreißenden Allround-Performance rund um Berlin Calling habe ich den Berliner als versierten Musiker und poetischen Beat-Akrobaten kennengelernt. Seit einigen Jahren jedoch relativiert sich dieser Eindruck immer mehr. Zwar ist Paule in dieser Phase so produktiv gewesen wie nie zuvor, je nachdem, welche man mitrechnet, hat der Produzent seit 2010 an die vier Alben gemacht. Allerdings sind diese vier Alben auch sicherlich seine mit Abstand schwächsten, die alle immer wieder in dieselben Muster verfallen und furchtbar unspektakulär sind. Das, was ich an Kalkbrenner immer so schätzte, war seine Handschrift und wie diese, gerade auf Berlin Calling, auch sehr variierte. Trotzdem kennt man die inzwischen leider schon viel zu gut und, um mal bei der Metapher zu bleiben, in letzter Zeit krakelt der Maestro die Songs einfach nur noch hin. Ich weiß ganz genau, wann beispielsweise in Feed Your Head jetzt der Shuffle-Beat einsetzen muss oder woher ich die bauchigen Brummer-Geräusche am Anfang von Cloud Rider kenne. Und was auf 7 noch erschwerend hinzu kommt ist, dass dieses altbekannte Rezept noch nicht mal die Wirkung hat, die es auf den Platten davor hatte. Wenn in einem Club Stücke dieser LP gespielt würden, sähe ich das eher als Gelegenheit zum Getränke holen statt zum weitertanzen, so stinklangweilig blubbern sie vor sich hin. Sicher gehörte es schon immer zu den guten Seiten an Kalkbrenners Musik, dass sie eben nicht auf stumpfes Geballer ausgerichtet war, sondern ganz subtil groovte. 7 hat in dieser Hinsicht allerdings ein bisschen sehr übertrieben und drückt beständig die Snooze-Taste. Dabei gefällt es sich darin, ausgedehnte Klavier-Passagen (Tone & Timber), stupiden EDM-Gesang (Cloud Rider) und beständige Rassel-Beats zu kultivieren. Es ist immer noch besser als Avicii, aber solche Satzanfänge hätte ich vor sechs Jahren nicht im Traum schreiben müssen. Und so ehrlich muss ich sein: Für mich ist das hier das schlechteste Kalkbrenner-Album ever. Der Star-Produzent ist dieser Tage ziemlich lahm geworden und wahrscheinlich auch noch stolz darauf, so wie er auf dem Cover abgeht. Ich für meinen Teil muss mich ganz schnell davon überzeugen, wie gut dieser Typ mal war und Altes Kamuffel auflegen. Schon viel besser.
4/11

Bester Song: Tone & Timber

Nicht mein Fall: Feed Your Head

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