Samstag, 29. August 2015

Nicht anders, aber besser

BEACH HOUSE
Depression Cherry

Bella Union
2015
















Wenn es nach mir geht, sind Beach House schon seit Jahren eine der am sträflichsten überbewerteten Bands überhaupt. Ihre Platten werden an allen Enden der Blogosphere nur in den höchsten Tönen gelobt und das obwohl die meisten Blogger eigentlich schon lange aus der ganzen Dreampop-Geschichte ausgestiegen sind. Es ist jetzt nicht so, dass ich ihre Musik total furchtbar finde, ihre ersten Alben sind sogar mehr als okay, doch sie verkörpern für mich irgendwie all jene Elemente, die ich an chilligem. sonnigen Blubber-Pop immer doof fand. Und allen, die sich ständig darüber beschweren, dass Leute wie die Candy Claws oder Alvvays ja total nach Beach House klingen würden, kann ich nicht oft genug sagen, wie viel besser ich diese sogenannten Trittbrettfahrer finde. Der absolute Tiefpunkt des Duos war 2012 das Album Bloom, der Vorgänger von Depression Cherry. So verloren und langweilig wie auf dieser Platte hatte man Victoria Legrand und Alex Scally noch nie gehört und nicht nur ich war mir im klaren, dass etwas passieren musste. Der Sound von Beach House brauchte eine Frischzellenkur, die sich gewaschen hatte. Und mit dieser neuen LP hat diese stattgefunden, wenn auch nicht so, wie man sich das vielleicht zunächst vorgestellt hatte. Depression Cherry ist immer noch die gleiche klangliche Mixtur, mit Legrands frühlingshaften Synth-Passagen, Scallys tagträumerischer Gitarre und ganz ganz viel Reverb in der Produktion. Allerdings haben die beiden, was Songwriting angeht, endlich mal den Arsch hoch gekriegt und hier neun Tracks fabriziert, die wesentlich fokussierter und klarer klingen als alles, was sie zuvor veröffentlicht haben. Auch im Gesang wurde hier wesentlich mehr experimentiert, was ich fast noch wichtiger finde. Die monotonen Vocals der Vorgänger-Alben hätte ich hier wahrscheinlich nicht länger ausgehalten. Aber reicht das denn, um Beach House wieder zu einer interessanten Band zu machen? Überraschenderweise heißt die Antwort ja. Die beiden Musiker haben es hier geschafft, nur durch die Modifizierung unwesentlicher Details ein halbwegs vernünftiges Ergebnis zusammenzustellen. Natürlich hätte man sich tiefgreifendere Änderungen gewünscht und einige Elemente der neuen Songs hier klingen ziemlich nach Helene Fischer, doch es ist um Dimensionen besser als ein weiteres Bloom. Und tatsächlich habe ich nach diesem Album wieder aufkeimende Hoffnung in Beach House. Die hoffentlich nicht zerstört wird, sobald die nächste Platte kommt.
8/11

Beste Songs: Levitation / Beyond Love

Nicht mein Fall: PPP

Weiterlesen:
Review zu Alvvays (Alvvays):
zum Review

Review zu Natural Phenomena (White Poppy):
zum Review

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