Dienstag, 25. August 2015

Turbo-Upgrate

KANE WEST
Expenses Paid (EP)

Turbo Recordings
2015
















2015 ist das Jahr, in dem PC Music ganz weit raus will. Nachdem im Frühjahr mit der Best-Of-Compilation schon das erste richtige Album des Londoner Labels in den Download-Regalen stand, wurden auch schnell neue Projekte einzelner Künstler angekündigt. Zur Zeit arbeitet Hannah Diamond an ihrem Solo-Debüt, welches hoffentlich sehr cool wird und auch GFOTY scheint in den letzten Wochen irgendetwas auszubrüten. Nebenbei existiert dabei natürlich auch immer noch Kane West, der ja schon immer etwas außerhalb des Label-Kontextes stattfand und der als einziger Interpret bisher auch das Longplayer-Format nicht scheute. Seine neue EP Expenses Paid veröffentlicht er nun beim renommierten Turbo Recordings, was für mich auch irgendwie seine Ernsthaftigkeit untermauert, die er als Künstler ja trotz des albernen Pseudonyms und einer Vorliebe von Comic Sans-Artworks schon immer inne hatte. Wie als Beweis dafür haben wir es hier dann tatsächlich auch mit dem bisher ernsthaftesten Release des Briten zu tun. In den etwas über 15 Minuten dieser EP stellt Kane West vier Tracks vor, die von einschlägigen Medien zu Recht bereits als "Banger" bezeichnet wurden. Die Midi-Bässe wummern hier auf Club-Niveau und ein gewisses Hit-Potenzial kann man den Songs hier auch nicht absprechen. Das ist insofern revolutionär, weil es bedeutet, dass PC Music hier endlich aus der Ironie-Spirale herauskommt, in der es seit 2013 selbstverschuldet steckt. Zwar hört man hier noch immer ziemlich viele Gimmick-Effekte und Billig-Synthesizer, doch rein kompositorisch ist das hier alles andere als billig. Mit solcher Musik sind die Produzenten von Leuten wie Shamir, Matthew Dear oder Good Bye in den letzten Jahren zu Kritikerlieblingen geworden. Und so wie es aussieht, könnte Kane West jetzt genau das gleiche passieren. Die digitale Bohème liebt den jungen Beatmaster spätestens jetzt über beide Ohren und auch ich bin vom Sound dieser vier kleinen Meisterwerke ziemlich angefixt. Aus diesem Typen könnte in den nächsten Jahren ein wirklich hochkarätiger Musiker und Kompositeur werden, der am Ende die Instrumentals für das irgendein Nicki Minaj-Album macht und dann werden alle, die sich heute über PC Music lustig machen, doof aus der Wäsche gucken. So zumindest sieht für mich das optimale Szenario aus. Große Hoffnungen sind schließlich auch schnell enttäuscht. Momentan jedoch wette ich auf Kane West und eines der besten Club-Releases des Jahres.
9/11

Bester Song: Expenses Paid

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Review zu Ratchet (Shamir):
zum Review

Review zu PC Music Vol. 1 (PC Music):
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