Dienstag, 18. August 2015

Schwarze Haare und Bermudas

THE GOOD LIFE
Everybody's Coming Down

Saddle Creek
2015
















Ich kann nicht mit Sicherheit sagen wer es erfunden hat, aber das niedliche Punk-Album ist spätestens seit der Jahrtausendwende ein wichtiger Bestandteil der Popkultur. Und schon genau so lange sind the Good Life auf dieser schönen Welt, um dieses Erbe aufrecht zu erhalten. Das neckische Nebenprojekt von Cursive-Sänger Tim Kasher veröffentlichte zwischen 2000 und 2007 routiniert einen Longplayer nach dem anderen auf seinem Stammlabel Saddle Creek und machte dabei keine große Sache aus seiner Existenz. Um ehrlich zu sein hatte ich ihr Comeback Everybody's Coming Down zunächst für die Arbeit von Newcomern gehalten, bis genauere Recherchen mich auf die üppige Bandgeschichte aufmerksam machten. Das lag vor allem daran, dass the Good Life auch nach 15 Jahren mehr oder weniger aktiven Bestehens noch klingen wie eine sehr junge Band. Der aufgekratzte Rock-Mischmasch dieser Platte hat etwas von Teenager-Wahnsinn und sommerlichem Hedonismus, den man bei den meisten Künstlern schon ab dem zweiten Album nicht mehr findet. Die Zusammensetzung ist dabei ziemlich standardmäßig: Ein bisschen Beach Boys, ein bisschen Bikini Kill, ein bisschen American Football und gerade die richtige Menge Bright Eyes, um nicht zu belanglos zu klingen. Für eine spaßige halbe Stunde voller verkrachter Emo-Sommerhits reicht das allemal. Keiner der Tracks hier ist wahnsinnig anspruchsvoll, dennoch kann man sich überall kleine kreative Überraschungen herauspicken und für die, die das nicht wollen, ist Everybody's Coming Down trotzdem noch laut und animalisch genug. Es traut sich sowohl das bisschen Noiserock, das nötig ist, um die Platte nicht nach Best Coast klingen zu lassen als auch den Hang zum großen Indie-Refrain inklusive grandioser Backing Vocals von Bassistin Stefanie Drootin. Ab und zu lässt es die nostalgische Beatsigkeit der Pre-Hippie-Generation raushängen und in wieder anderen Momenten wäre es doch lieber dem brachialen Emorock der späten Neunziger näher. Egal, wie es sich nun von Song zu Song entscheidet, Everybody's Coming Down ist vielleicht die erste richtige Sommer-Platte, die ich dieses Jahr gehört habe. Und erst jetzt merke ich so richtig, wie sehr ich dieses Album gebraucht habe. Vielleicht sind the Good Life damit für diesen August etwas spät dran, aber für meinen inneren Emo-Surfboy ist man nie zu spät. Soll der verdammte Herbst doch kommen!
9/11

Beste Songs: 7 in the Morning / Holy Shit / Diving Bell

Nicht mein Fall: the Troubadour's Green Room

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Review zu Alvvays (Alvvays):
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