Mittwoch, 3. Juni 2015

Zusammen ist man weniger allein

A$AP ROCKY
At.Long.Last.A$ap.
RCA
2015















Die Newcomer-Sache ist durch. A$ap Rocky ist 2015 so sehr im Spiel wie wenige Rapper seines Alters. Wer auf seinem zweiten Album Kanye West, M.I.A. und Rod Stewart (wtf?!) als Featured Artists hat, der hat es geschafft. Und A$ap Rocky weiß das. Nichts anderes vermittelt seine neue, mal wieder ewig durch die PR genudelte Platte, sein bisher ambitioniertestes Projekt. Über eine Stunde Material hat der New Yorker MC auf At.Long.Last.A$ap versammelt, das sind ganze 18 Tracks. Über die exklusive Gästeliste haben wir ja schon gesprochen. Hier will ganz klar jemand der beste sein und ist bereit, viel dafür zu investieren. Wenn man sich den Longplayer das erste Mal anhört, fällt schnell auf, wie viele Facetten hier ausgespielt werden. Schon die Instrumentals weisen extrem viele Einflüsse auf, gehen von sporadischen Drumbeats und Samples, die ziemlich nach the XX klingen über Live-Instrumentierung bis zu Gospel-Referenzen und Elektro-Bangern. Schon der Opener Holy Ghost ist in dieser Hinsicht beispielhaft, bereits nach wenigen Sekunden hört man hier das komplette musikalische Aufgebot und maximal dicke Produktion. Noch viel interessanter wird es allerdings bei einem Blick auf die Lyrics. Ich hätte es nicht unbedingt von ihm erwartet, aber Rocky schafft es hier tatsächlich, einen wirklich überzeugenden Text zum Thema Religion zu performen. Der Track ist wahnsinnig emotional, bringt viel Stimmung in das Album und eröffnet somit mit einer Höchstleistung. Da ist man schon sehr überrascht. Man kannte von diesem Typen eigentlich nur Songs über Drogenkonsum und Status-Gehampel, aber hier gleich zu Anfang ein so persönliches Stück Musik zu bekommen, macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Leider ist At.Long.Last.A$ap auf voller Länge dann doch nicht ganz so vielversprechend wie der erste Eindruck. Es gibt jede Menge gute bis sehr gute Tracks wie beispielsweise L$D, auf dem Rocky sogar ganz akzeptabel singt. Diese werden allerdings von mindestens genau so vielen dämlichen Momenten ausgeglichen, die einfach nur platt sind. Müssen die in der Hook von Electric Body wirklich "shake dat ass, girl!" singen? Das ist doch einfach nur bescheuert. Übrigens: die halbe Armee von Gastinterpreten hier trägt zum Gesamteindruck reichlich wenig bei, meistens sind ihre Parts total überflüssig oder viel zu knapp. Eine Ausnahme bildet vielleicht das Vermächtnis des kürzlich verstorbenen A$ap Yams, der hier in Back Home seinen letzten Auftritt hat, aber sonst hätte Rocky diese Platte auch ebenso gut alleine machen können. Sie wäre vermutlich sogar besser geworden. Dann wären vielleicht nicht nur ein bis zwei Songs wirklich persönlich geworden, sondern die ganzen 70 Minuten. In diesem Fall wäre At.Long.Last.A$ap das wertvolle musikalische Dokument geworden, dass der Künstler hier gerne gemacht hätte. So ist es an sich echt gut, aber auch weit entfernt von einem Meisterwerk. A$ap Rocky beweist sich hier als durchaus konkurrenzfähiger MC, lässt allerdings noch zu wenig Eigenleben durchblicken. Wenn es nach mir ginge, würde ich gerne ein Album hören, auf dem er alleine zu hören ist. Denn er selbst ist nicht das Problem hier. Es ist das ganze Drumherum, aber ohne das geht es ja scheinbar nicht mehr. Da wünscht man sich manchmal schon den Newcomer-A$ap Rocky zurück.
8/11

Beste Songs: Holy Ghost / L$D / Excuse Me / M'$

Nicht mein Fall: Electric Body

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