Dienstag, 23. Juni 2015

Willkommen im Club

TEMPEL
the Moon Lit Our Path
Prosthetic
2015















Und schon wieder steht hier ein großartiges Metal-Album zur Disposition. Diesmal geht es mit den US-amerikanischen Hoffnungsträgern Tempel in Richtung Doom Metal und in unsägliche Tiefen was Ästhetik und Gitarrensound angeht. Schon mit ihrem letzten Longplayer On the Steps of the Temple hatte die Band aus Phoenix in der Szene für allerhand Aufsehen gesorgt, war mir persönlich jedoch noch etwas zu trocken, wenn auch potenziell entwicklungsfähig. Die neue Platte war für mich also ziemlich interessant, um zu sehen, ob sich jene Entwicklung tatsächlich vollzogen hatte. Die erste Single Carvings in the Door machte schon mal ganz den Eindruck, als ob dem so wäre. In achteinhalb Minuten wird hier ein loderndes Fegefeuer entfacht, welches den Definitionsbereich des Doom Metal schon nach den ersten Takten mit Anleihen aus Black- und Heavy Metal durchbricht. Wir haben es hier zweifelohne mit einem der besten Genre-Tracks des Jahres 2015 zu tun und so fand ich es umso schöner, diesen auch als Opener von the Moon Lit Our Path zu sehen. Blieb nur zu hoffen, dass der Rest des Albums diese Spannung auch halten könnte. Einfach haben es sich Tempel dabei auf keinen Fall gemacht. Keiner der fünf Songs hier ist kürzer als acht Minuten und auf das universelle Bindemittel Gesang wird flächendeckend verzichtet. Dafür beherrschen diese Jungs aber auch alle Tricks und Kniffe des effektgeladenen Gitarrenspiels. The Moon Lit Our Path ist auch auf voller Länge alles andere als ein puristisches Doom-Machwerk, sondern ackert in seiner knappen Stunde Spielzeit alles von Heavy Metal über Stonerrock bis zu klassischen Elementen ab. Einen ganz so fetzigen Song wie Carvings in the Door gibt es dabei zwar leider nicht mehr, doch auch die übrigen Stücke können sich absolut sehen lassen und weisen viel Highlight-Potenzial auf. Descending Into the Labyrinth hat diesen wunderbaren ruhigen Part ab Minute sieben, der genau an der richtigen Stelle auf Entschleunigung setzt und die klassische Gitarre am Anfang von Tomb of the Ancients ist einfach nur herrlich (der aufmerksame Leser sollte mittlerweile wissen, dass ich ein Faible für Renaissance-Klampferei habe). Alles in allem ist the Moon Lit Our Path damit nichts anderes als das nächste richtig coole Metal-Gesamtwerk in diesem Monat, womit es im oberen Teil der Auserwählten langsam eng werden dürfte. Aber ich will ja nicht so tun, als würde ich mich nicht darüber freuen. Liebe Tempel: Willkommen im Club!
9/11

Beste Songs: Carvings in the Door / Dawn Breaks Over the Ruins

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Review zu Tempest (Lycus):
zum Review

Review zu the Serpent & the Sphere (Agalloch):
zum Review

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