Dienstag, 9. Juni 2015

Psychedelic '00

THEE OH SEES
Mutilator Defeated At Last
Castle Face
2015















Es stößt manchen Lesern sicherlich des öfteren übel auf, dass ich ein sehr eigenartiges Verhältnis zur Musik der Zweitausender habe. Als Teil einer Generation, die mit dem Beginn des neuen Jahrzehnts dahin gehendes Interesse entwickelt hat, habe ich zu den Noughties keinen persönlichen Bezug mehr und mag eben gerade die Sachen, die eben genau anders sein sollten als Nuller-Rock. Viele zu dieser Zeit sehr beliebte Indie-Bands sind mir ein absolutes Rätsel und nicht selten ignoriere ich deshalb auch mal eines ihrer Alben. Wer in diesem Jahr Reviews über Built to Spill, Death Cab for Cutie oder Funeral for A Friend lesen wollte, musste sich auf anderen Blogs umschauen, mir waren diese Platten nämlich irgendwie herzlich egal. Einen Act, den ich mir jedoch nicht durch die Lappen gehen lassen wollte, waren die Kalifornier von Thee Oh Sees. Auch sie haben den Großteil ihrer beachtlichen Diskografie in den Nullern veröffentlicht, unter denen sich auch einige "große" Werke wie Help oder the Master's Bedroom is Worth Spending A Night In befinden. Und zu diesen habe ich tatsächlich einen indirekten Bezug. Denn der psychedelische Garagen-Sound der Band auf diesen Alben zählt zu den wichtigsten Einflüssen der neueren Slacker-Bewegung, zu der mit Ty Segall und White Fence auch einige meiner Lieblingskünstler zählen. Als kleine Vertiefung sind Thee Oh Sees also durchaus interessant. Und man erkennt auch auf Mutilator Defeated At Last wieder sehr gut diese Beeinflussung, obwohl dieses eigentlich das erste etwas poppigere Projekt der Band seit mindestens fünf Jahren ist. Auf den 33 Minuten hier folgt ein ansteckendes Garagen-Riff das nächste und tränkt sich selbst mit psychedelischen Aufputschmitteln. Die ersten 17 Minuten leiert die Platte dabei in einem schwindelerregenden Tempo runter und schaltet erst mit Sticky Hulks und dessen chilligem Keyboard einen Gang runter. Das ganze geht so schnell, dass viele der Highlights an einem vorüber gehen. Der goldige Refrain von Web oder die Hardcore-Versatzstücke in Withered Hand zum Beispiel. Man muss das mehrmals hören, um zu merken, wie clever das alles gemacht ist. Die sehr tighte Produktion tut dabei auch einiges zur Sache. Nach einiger Zeit im Jam-Sumpf haben sich Thee Oh Sees auf Mutilator Defeated At Last wieder als äußerst talentierte Hit-Schreiber erwiesen und vielleicht ihr bestes Album im neuen Jahrzehnt gemacht. Oder zumindest eines, zu dem ich auch mal einen direkten Bezug habe. Sollte man nicht unterschätzen.
9/11

Beste Songs: Web / Lupine Ossuary / Rogue Planet

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Review zu Manipulator (Ty Segall):
zum Review

Review zu the Great White Dope (Sun & Sail Club):
zum Review

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