Mittwoch, 3. Juni 2015

Celebrate Good Times

FLORENCE & THE MACHINE
How Big, How Blue, How Beautiful
Island
2015














Wenn es eines gibt, was uns Florence Welch und ihre Maschine in den letzten Jahren gezeigt haben, dann, dass man auch ohne Gesichtsverlust ein Popstar erster Güte sein kann. Seit ihrem großen Erfolgsschub mit Lungs von 2011 war es nie peinlich, ihre Platten zu hören, die gleichzeitig wahnsinnig ertragreich für die Band waren. Florence & the Machine trauten sich mit Songs wie You've Got the Love und Shake It Out sehr nah an die Gefahrenzone des Mainstream heran und überschritten Barrieren, an denen jeder andere Künstler wahrscheinlich gescheitert wäre. Insofern hat diese Gruppe den wichtigsten Schritt ihrer Karriere schon lange getan. How Big, How Blue, How Beautiful ist jetzt das Album, das diesen Umstand feiern darf. Und das tut es, indem es noch weiter dorthin geht, wo man die Band eigentlich nie vermutet hätte. Vor einigen Monaten tauchte mit Ship to Wreck die Single auf, die das bestätigte. Florence & the Machine waren eigentlich noch nie die Kandidaten für seichte Indie-Gitarren gewesen und beunruhigend war dieser Song schon. Denn auch wenn er wieder mal zeigte, zu was diese Formation fähig ist, klang der Track im Vergleich zum vorherigen Sound etwas karg und schmächtig. Es war ein Experiment, so viel war von Anfang an klar. Es sollten wieder mal Grenzen ausgelotet werden und ich wusste nicht so recht, ob ich das okay finden würde. Zumal ein ganzes Album mit solchen Stücken nicht das war, was ich unbedingt wollte. Ship to Wreck ist der Opener von How Big, How Blue, How Beautiful und es beruhigt schon mal, dass die LP-Version des Tracks etwas unterfütterter klingt und tatsächlich Bock auf das macht, was da kommt. Und das ist mit What Kind of Man gleich mal ziemlich viel. Der zweite Song ist genau das, was wir von Florence aus den letzten Jahren kennen: Eine vollmundige, schwere Power-Ballade mit Blues im Abgang, in der die Künstlerin uns an die Wand singt. Mit so einem Ding hätte die Band vor drei Jahren ein Album angetriggert, und auch wenn Ship to Wreck im Vergleich hierzu nur der Appetizer ist, zeugt es doch von mächtig Scharfsinn, es trotzdem nicht zur Leadsingle zu machen. So bleibt man im Showbiz interessant. Und das müssen Florence & the Machine auch, denn der Rest der Platte ist wie schon gesagt das übliche Programm der Band in XXL. Mit Orchester, dicker Produktion und einer bombastischen Dramaturgie haben sich die Musiker hier selbst die größte Bühne gegönnt und das vielleicht imposanteste Album ihrer Karriere gemacht. Das kann ihnen niemand verübeln, schließlich haben sie in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie genau das am besten können und darüber hinaus schreiben sie nach wie vor Songs, die Gänsehaut erzeugen. Zugegeben, nicht jeder einzelne Track auf How Big, How Blue, How Beautiful ist ein totaler Kracher, aber sie wollten ja schließlich auch experimentieren. Das haben sie hier getan und der Löwenanteil davon ist wunderbar gelungen. Auch 2015 bleiben Florence & the Machine damit eine sichere Empfehlung, wenn es um gut gemachte Popmusik mit Starpower geht. Und ein paar richtige Hits, nicht so wie Ship to Wreck, finden sich hier auch garantiert für jeden Geschmack. Womit wir im Prinzip wieder dort sind, wo wir 2012 aufgehört haben. Gute Songs werden nämlich nie alt. Mal sehen, wie lange die durchhalten.
8/11

Beste Songs: Ship to Wreck (ja, okaaay!) / What Kind of Man / Mother

Nicht mein Fall: Queen of Peace

Weiterlesen:
Review zu Shiny Eyed Babies (Bent Knee):
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Review zu Painted Shut (Hop Along):
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