Samstag, 20. Juni 2015

Album Not Album

HUDSON MOHAWKE
Lantern
Warp
2015















Lantern ist vielleicht ganz offiziell erst das zweite Album von Hudson Mohawke, doch dass wir es hier mit einem erfahrenen Mann zu tun haben, ist ebenfalls nicht abzustreiten. Die meisten kennen seinen Namen von seiner Kollaboration mit Lunice unter dem Namen TNGHT vor ein paar Jahren, daneben hat der Brite aber auch schon einen ganzen Sack voll mit EPs am Start, die allesamt für qualitativ hochwertigen Electronica stehen. Sein Sound, der zu den härtesten Knüppeln in EDM und Indietronic gehören dürfte, ist mittlerweile berühmt-berüchtigt, weswegen Lantern auch direkt nach seinem Release in aller Munde war. Und nun wollte auch ich mal einen Blick auf dieses Album werfen, wobei meine erste Erkenntnis ist, dass Mohawke hier mehr oder weniger erfolgreich versucht, eine Pop-Platte zu machen. Und zwar im ungeschminkten Mainstream-Sinne. Einen Gesamtkontext gibt es hier so gut wie gar nicht, alle vierzehn Songs hier sind nicht mehr als potenzielle Singles, die einfach nur durchnummeriert wurden. Im Gegenzug dazu gibt es hier hochkarätige Featured Artists wie Miguel oder Antony (der von Antony & the Johnsons), die den Beats von Mohawke ab und zu mal ihre goldige Stimme leihen. David Guetta würde es nicht anders machen. Natürlich bewahrt sich die Platte einen gewissen, grundlegenden Stil, der das hier doch noch vom Rest der Radiopop-Mischpoke abhebt, aber diese Pufferzone wird hier nicht selten ziemlich schmal. Das wäre eigentlich auch kein Problem, wenn man in diesen Momenten nicht ernsthaft um die Identität der Mohawke'schen Kompositionen fürchten müsste. Denn dass diese existiert, wird ebenfalls beeindruckend unter Beweis gestellt. Im Mittelteil des Albums packt der Produzent den Doppelschlag Kettles und Scud Books aus, der ein absoluter Geniestreich ist und Lantern kurz auch wie ein richtiges Gesamtkonstrukt wirken lässt. Oder wie wäre es mit dem Retro-Schinken Ryderz, der auf halber Strecke mit einen fetten Trap-Beat kollidiert und alleine schon für diese Breitseite Gold wert ist. Was man am Ende des Albums hat, ist eine Anzahl von schlechten, von mittelmäßigen und von guten Songs, die man einfach nur nun gegeneinander abwägen muss, um zu sehen, dass diese Platte aus dem oberen Mittelfeld bei aller Mühe nicht raus kommt und sie eben vor allem daran scheitert, dass sie nur eine Akkumulation von Tracks ist. Lantern ist letztendlich eines von den Alben, von denen man sich die Singles anhört. Für einen kleinen Hype reicht das ja auch schon aus. Für ein bedachteres Arbeiten wahrscheinlich eher nicht.
6/11

Beste Songs: Kettles / Scud Books / Indian Steps

Nicht mein Fall: Portrait of Luci

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