Dienstag, 9. Juni 2015

Es ist egal, aber...

THE I.L.Y.S
I've Always Been Good At True Love
Thirdworlds
2015















Manchmal muss man einfach nur Glück haben. Da ist man eine völlig unbekannte Newcomer-Gruppe mit keinerlei Internetpräsenz und einem kleinen, 28-minütigen Mini-Album und plötzlich voll Null auf Hundert das Gesprächsthema der Blogosphere. Ganz einfach, weil man die neue Lieblingsband der Death Grips ist und die eben jenes Album auf ihrer Seite zum Download zur Verfügung stellt. Ganz geil, oder? Leider ist das nur die offizielle Version davon, was es mit den I.L.Y.s auf sich hat. Denn wie alles, was irgendwie mit dem Namen Death Grips in Verbindung gebracht wird, ist die ganze Sache eigentlich ein großes Rätsel. So richtig will die Sache mit der Talentförderung keiner glauben, was mannigfaltige Gründe hat. Zum einen hat von einer Band diesen Namens noch nie jemand etwas gehört und dass im Jahre 2015 das Internet komplett über einen Künstler schweigt, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Ferner trug Grips-Frontmann MC Ride bereits 2012 in einem Video ein Shirt mit der Aufschrift the Sickest Fuck of Them All, was zufällig der Titel des Openers von I've Always Been Good At True Love ist. Und wenn man dann mal in die Platte reinhört, sind die drei Drahtzieher des Betrugs eindeutig überführt, weil einfach niemand so Schlagzeug spielt wie Zach Hill, den man hier definitiv auch am Rhythmusgerät hört. Die Theorie des Internets sieht zum jetzigen Zeitpunkt ungefähr so aus: The I.L.Y.s sind ein Nebenprojekt der Death Grips, in dem Hill höchstwahrscheinlich Drums spielt und singt. Der Rest ist nach wie vor Schweigen. Und damit eigentlich auch schon das spannendste an dieser Platte. Denn in Sachen musikalischer Raffinesse kann sich I've Always Been Good at True Love nicht mal ansatzweise mit dem Output der Hauptband messen. Die gute halbe Stunde Musik hier besteht aus ein paar ganz akzeptablen Punkrock-Dreschern, die ein kleines bisschen elektronisch verstärkt werden (vielleicht ja von Herrn Flatlander?) und damit insgesamt zur Ästhetik eines Grips-Nebenprojektes passen. Die Songs hier klingen ein bisschen wie das Zeug, was auf den letzten Platten der Hauptband manchmal gesampelt wurde. Allerdings klingen the I.L.Y.s trotzdem wie viele andere Künstler ihrer Sparte und wenig originell. Das vielleicht spannendste an diesem Album ist die Schlagzeug-Tobsucht von Zach Hill, die wir ja schon aus anderen Projekten kennen. Doch auch die wirkt hier irgendwie verloren. Und es muss ja auch gar nicht großartig sein. Death Grips hatten sicherlich einfach nur mal Bock, etwas außerhalb des üblichen Kontextes zu machen und sich mal nicht den überhöhten Ansprüchen ihrer eigenen Fangemeinde hinzugeben. Was ich damit sagen will: Diese Band ist den Terz eigentlich nicht wert, der um sie gemacht wird und will es wahrscheinlich auch gar nicht sein. Dieses Album wird man genauso schnell wieder vergessen, wie es da war und es wird wahrscheinlich nicht Teil des jetzt schon immensen Vermächtnisses der Death Grips werden. Und das ist auch gut so.
6/11

Bester Song: the Whole Thing

Nicht mein Fall: My Career

Weiterlesen:
Review zu Jenny Death (Death Grips):
zum Review

Review zu This World is Not Enough (Marching Church):
zum Review

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