Mittwoch, 10. Juni 2015

Machine Against the Machine

MUSE
Drones
Warner
2015















Ich hatte zu hoffen gewagt. Ich hätte gewollt, das Muse sich hier wieder aufrappeln und wieder eine der besten Rockbands Europas werden, und das nicht nur bei ihren Konzerten. Ich hätte mir eine einfache, klare, menschliche Platte gewünscht, was eigentlich nicht zu viel verlangt ist. Wer hier allerdings zu viel verlangt sind Muse, und zwar von sich selbst. Drones ist die konsequente Fortführung des sachten Falls dieser Band in die Fegefeuer des HiFi-Progressive. Yes, Genesis und Rush richten ihre Grüße aus. Aber jetzt mal im Ernst: Wer kann die Briten denn hier bitte noch für voll nehmen? Der komplette Sound, der dieses Trio mal zu der fantastischen Institution gemacht hat, die sie jetzt sind, ist hier zu einem Gimmick verkommen. Das monumentale Falsett des Matthew Bellamy, die krawalligen Sechssaiter-Drops, die Backing-Vocals, das alles wird hier maximal zerfahren und in ein Korsett gequetscht, das den Hörer von jedem Zweifel befreit: Muse klingen wie Muse klingen wie Muse. Eine einfache Rechung. Das Problem dabei ist nur, dass sich die ganze Maschine der Komposition hier total festfährt und jede Möglichkeit, mal einen Schritt aus diesem Korsett auszubrechen, im Kein erstickt. Das hat zur Konsequenz, dass der Sound der Band im Endeffekt von ihr selbst geschändet wird. Ein Tiefpunkt in der Karriere dieser drei Musiker. Schon ihre letzten beiden Alben waren Problemfälle, standen zwischen der Anpassung an den immensen Erfolg von Muse und der Suche nach einer neuen Progressivität. Auf the 2nd Law glaubte man, diese im Dubstep und Funk gefunden zu haben, was teilweise gehörig schief ging. Aber wenigstens versuchte die Band da noch, offen für neues zu sein. Auf Drones igelt sie sich nunmehr ein, was eigentlich so gar nicht zu ihr passt. Manche Leute freut es, dass die Briten hier wieder eine Rockplatte gemacht haben und sie bewundern das Konzept, welches Bellamy in seine Texte einbaut. Man kann in diversen Zeitschriften große Artikel darüber lesen. Ich hingegen habe an diesem Album null Interesse. Schon die Ankündigung weckte in mir nur mäßige Reaktionen, die Singles waren schwach, aber ich wollte ja kein Spielverderber sein. Vielleicht war ja doch was dran an Drones. Doch auch jetzt, wo ich die Platte in voller Länge hören kann, lässt sie mich einfach nur absolut kalt. Die vielen überladenen Sounds, die vorhersehbare Komposition und eine Band, die selbst nach blutleeren Drohnen klingt, lassen keinen Platz für Songs, die Emotionen vermitteln. Und wenn das der Fall ist, kann man in meinen Augen schon vom Scheitern des musikalischen Grundauftrags sprechen. Ein Armutszeugnis für diese Musiker. Jetzt erst recht.
3/11

Beste Songs: Psycho / Defector

Nicht mein Fall: Dead Inside / Revolt / Aftermath

Weiterlesen:
Review zu Hand.Cannot.Erase (Steven Wilson):
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Review(s) zu Juggernaut Alpha & Omega (Periphery):
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