Donnerstag, 25. Juni 2015

Zuckerbrot & Shoegaze

WHITE POPPY
Natural Phenomena
Not Not Fun
2015















Ich habe mich in letzter Zeit ziemlich intensiv mit altem Shoegaze-Kram beschäftigt, meine Kollektion an Jesus & Mary Chain-Platten sowie ziemlich viel Slowdive und Moscow Olympics gehört. Und weil das ganze so viel Spaß gemacht hat, habe ich mich direkt mal auf die Suche nach ein paar neuen Veröffentlichungen aus dieser Sparte gemacht, wobei ich auf White Poppy gestoßen bin. Die junge Band aus Vancouver veröffentlicht dieser Tage ihren dritten Longplayer, dessen erste Vorboten bereits äußerst vielversprechend klangen und das schon einige ziemlich gute Reviews abgefangen hat. In diesen wird die Musik der Kanadier als Dreampop mit zahlreichen elektronischen Einflüssen beschrieben, der auch gerne mal aus der Haut fährt. In einer der Besprechungen fiel sogar die Bezeichnung "Drone". Man kann sich hier also auf eine äußerst abwechslungsreiche Odyssee gefasst machen, die man letztendlich auch bekommt. In fast jedem Song auf Natural Phenomena kann man etwas neues entdecken und sich überraschen lassen. So hat beispielsweise Sublimity dieses wunderbare, asiatisch anmutende Glockenspiel, das sich auf halbem Weg mit der Gitarre umschlingt und Exotic Realms eine Gitarrenmelodie, die auch Baroness nicht verschmähen würden. All diese verschiedenen Auswüchse der Platte passen aber dennoch unter den Deckmantel der generellen Shoegazigkeit und Dreampoppigkeit. Wird ein Song zu lärmig, kühlt ihn die Band wieder auf lauwarme Zimmertemperatur herunter, wird er zu ätherisch, hat man schnell irgendein Sample oder eine catchy Melodie zur Hand. Sehr vorbildlich funktioniert hier auch der Gesang, der, wenn es überhaupt mal welchen gibt, eher als Instrument funktioniert statt als übergeordnetes Element. Zu gut verständliche Texte würden den Chill-Faktor dieser Platte erheblich mindern und White Poppy wissen das. Und so sind sie auch das Thema Vocals mit Bedacht angegangen und haben es perfekt gemeistert. Wenn es überhaupt irgendetwas an Natural Phenomena gibt, das noch zu wünschen übrig lässt, dann ist es die Kontinuität. Zwar haben alle Tracks hier eine relativ einheitliche Ästhetik, doch sie funktionieren dennoch irgendwie als einzelne Systeme. Und erfahrungsgemäß sind ätherische Dreampop-Platten immer dann am schönsten, wenn man statt vielen Einzelsongs einen durchgängigen Trip hört. Aber das als große Schmach anzukreiden, ist nicht nur pedantisch, sondern auch sinnlos. Denn fünf Minuten reichen White Poppy im Normalfall, um den Hörer in die psychedelische Versenkung zu befördern. Und alles in allem ist Natural Phenomena genau das, was ich gesucht habe, als mich letztens der Shoegaze-Wahn packte. Mich zu beschweren, wäre also das letzte, was mir in den Sinn käme. Ich bin eh noch völlig in Trance.
9/11

Beste Songs: Sublimity / Midnight Sun / Mermaids

Nicht mein Fall: Aurora

Weiterlesen:
Review zu Ceres & Calypso in the Deep Time (Candy Claws):
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Review Warpaint (Warpaint):
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