Donnerstag, 4. Juni 2015

Sooo viele Farben!

JAMIE XX
In Colour
Young Turks
2015















Freunde, der Juni 2015 wird ein fantastischer Monat. Schon seit vielen Wochen freue ich mich auf die Releases, die sich zu Anfang des neuen Sommers häufen und die das bisher doch etwas lahme Jahr endlich ein bisschen in Bewegung bringen sollten. Und das ist äußerst wahrscheinlich, schließlich spreche ich hier von Leuten wie Sun Kil Moon, High On Fire, Desaparecidos oder Refused. Unter all diesen Highlights war das Debüt von Jamie XX zunächst eigentlich eher von untergeordneter Bedeutung, aber seit ein paar Tagen ist In Colour mir zu einer Herzensangelegenheit geworden, die absolut vielversprechend ist. Wie manche vielleicht wissen, bin ich nie der größte Fan von the XX gewesen und war daher misstrauisch, inwiefern das hier irgendwie interessant werden könnte. Seine Hauptband war nie der große Kandidat für spannungsvolles Songwriting und abseitige Projekte von Bandmitgliedern sind auch gerne mal ziemliche Ausrutscher. Unbegründet war meine Skepsis daher nicht. Frohen Mutes kann ich aber jetzt verkünden, dass meine Erwartungen an Jamie überrumpelt wurden. Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich In Colour nämlich ein Stückchen besser als alle bisherigen XX-Platten. Meine Befürchtung war, dass dieses Soloprojekt zu sehr an den Parametern der Band festklebt, aber zu meiner Überraschung wartet es mit einer wahnsinnig großen Palette an stilistischen Kniffen auf, die mich ins Staunen gebracht haben. Man sieht es eigentlich schon an den Artworks: Während bei the XX bisher immer einfache Schwarzweiß-Töne dominierten, holt Jamie hier den Farbkasten raus und koloriert seine elf Songs in elf prachtvollen Farben. In Colour ist ein wesentlich elektronischeres Album geworden als die Platten der Band, wodurch er als Produzent einen Haufen Möglichkeiten hat. In den 42 Minuten Spielzeit bringt er hier the Prodigy und Thom Yorke auf einen Nenner und tobt sich in der Vielfalt der Beats und Drops aus. Mit Gosh liefert er einen fantastischen Opener, der sich langsam hereinsteigert und an sich schon zeigt, wie anders das hier klingen soll. In ein paar Songs steigt er kurz auf den gerade sehr trendigen Chicago-House-Zug auf und versucht sich an Chillout und Minimal Electro. Später holt er dann beide Mitglieder seiner Band als Sänger auf die Platte und schafft damit die vielleicht interessantesten Momente auf In Colour. See Saw, Loud Places (mit Romy) und Stranger in A Room (mit Oliver Sim) klingen beide wieder sehr nach the XX, sind aber auch progressiv genug, um auf diesem Album keine Außenseiterrollen einzunehmen. Sowieso ist Jamie sehr gut darin, die vielen verschiedenen Gustos, die es hier gibt, in einem roten Faden zu vereinen. Spätestens wenn in (I Know There's Gonne Be) Good Times Young Thug und Popcaan auftauchen, merkt das jeder. Und was noch faszinierender ist: Alle diese Songs sind verdammte Ohrwürmer. Nicht nur im Indie-Kontext, sondern so richtig Radio-mäßig. Jamie, Produzent der entrückten Düsterpopper the XX, hat hier doch tatsächlich ein Hit-Album gemacht. Ich für meinen Teil hätte das noch bis vor kurzem für total unmöglich gehalten. Schon allein dafür gehört dieser Typ ab jetzt zu einem meiner Favoriten für diesen Monat. Vielleicht auch fürs ganze Jahr.
9/11

Beste Songs: Gosh / Sleep Sound / Hold Tight / the Rest is Noise

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Erörterung zu the XX:
hier geht's lang!

Review zu I Want to Believe (Project Pablo):
zum Review

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