Samstag, 31. Januar 2015

Watch Your Feet

TITLE FIGHT
Hyperview
Anti Records
2015















Wenn man im Jahr 2015 von Bands wie La Dispute, Touché Amoré, Defeater oder Title Fight spricht, kann man sich den Begriff "the Wave" schon wieder sparen. Dieser Begriff steht für eine Gruppe junger Punk-Projekte, die vor fünf bis zehn Jahren im Nordosten der USA Emocore mit Postrock paarten und sich damit näher an die Herzen ihrer Hörer trauten als je eine Punkband zuvor. Die Bewegung hatte ein paar Platten-Highlights und mindestens eine legendäre Tour, aber damit hatte es sich dann auch schon. 2013 entschlossen sich mit Touché Amoré die ersten, stilistisch andere Wege zu gehen. Mit einem jeweils sehr stillen Album folgen ihnen letztes Jahr La Dispute und Pianos Become the Teeth. Mit Beginn des neuen Jahres sind nun auch Title Fight an der Reihe zu zeigen, was sie aus den Entscheidungen ihrer Freunde und Mitstreiter gelernt haben. Und wie zu erwarten war, vollzieht sich auch hier ein starker Wandel. War der Vorgänger Floral Green noch deutlich zwischen Punk und Emorock angesiedelt, gibt sich Hyperview fast gänzlich Indierock und Shoegaze hin. Ein Abzweig, den wohl die wenigsten Fans vorausgesehen hätten. Zwar gab es mit Head On the Ceiling Fan auch auf der letzen Platte schon einen Song, der gewisse Schatten voraus warf, doch was hier passiert, ist radikaler. Auf acht von zehn Tracks gibt es nur cleane Vocals und Distortion-Pedale sind hier Mangelware. Dafür sitzt der Fuß am benachbarten Reverb-Pedal hier oft ziemlich locker und malt bunte Shoegaze-Tagträume in den Kopf des Hörers. Rose of Sharon oder Murder Your Memory ersticken förmlich im Delay. Und sicherlich stellt sich dabei der ein oder andere die Frage: War das eine gute Idee? Zunächst erstmal gebührt Title Fight Respekt für ihre nicht ganz leichte Entscheidung und dafür, dass dieser Wandel hier ohne Startschwierigkeiten vollzogen wurde. Hyperview klingt, als hätte die Band aus Pennsylvania nie etwas anderes gemacht als Shoegazer-Indie. Und ansprechende Songs findet man hier ebenfalls mehr als genügend. Das Kernproblem der alten Platten wurde aber hierher mitgenommen: Vieles hier klingt zu sehr nach anderen Künstlern. Waren das früher Jawbreaker und Small Brown Bike, sind es jetzt eben My Bloody Valentine und the Jesus & Mary Chain. Für Title Fight, die aus einer Handvoll von Einflüssen richtig gute Songs mimen können, ist das bei weitem kein Beinbruch. Dennoch ist Hyperview in dieser Hinsicht vielleicht nicht die Weiterentwicklung, die viele sich vielleicht erhofft hatten. Nach dem Verfall der Wave retten sich die Amerikaner die eigene Relevanz, müssen sich aber teilweise neu erfinden. Dafür ist diese Platte ein erfolgreicher Versuch.
8/11

Beste Songs: Murder Your Memory / Rose of Sharon

Nicht mein Fall: Mrahc

Weiterlesen:
Review zu S.W.I.M. (Die! Die! Die!):
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Review zu No Coast (Braid):
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