Dienstag, 20. Januar 2015

Aufsteiger

JOEY BADA$$
B4.DA.$$
Cinematic
2015















Seit mittlerweile fast fünf Jahren läuft die HipHop-Hype-Maschine auf Hochtouren und wie geschmiert. Es sind goldene Zeiten für die Freunde von Bling-Bling und dicken Hosen, die Liste der auch von mir gefeierten Interpreten ist lang. Einer der wenigen, dessen Aufstieg ich dabei nicht verstanden habe, war Joey Bada$$. Nicht nur hat der junge MC, der natürlich aus Brooklyn kommt, den dämlichsten prahlhanserischen Rapper-Künstlernamen aller Zeiten, auch sein Ansatz reißt mich nicht so vom Hocker wie scheinbar jeden anderen. Zitateverseuchten Oldschool-Eastcoast-HipHop nimmt keiner so ernst wie er, der sich natürlich gerne mit Jay-Z und Nas vergleicht sieht und sein erstes Mixtape ausgerechnet 1999 nannte. Auch dessen Nachfolger Summer Knights ließ mich vor zwei Jahren ziemlich kalt. Und ich hätte nicht erwartet, dass sein kommerzielles Debüt das jetzt ändert. B4.DA.$$ ist in seinem Bewusstsein als nächster Schritt des erst 19-Jährigen aber eine ganz andere Hausnummer. Mit 15 Tracks in etwas mehr als einer Stunde macht die Platte schon rein äußerlich viel her. Des weiteren hat sich Bada$$ hier um wesentlich besseren Sound und Produktion bemüht, die dieses Erstlingswerk von seinen mageren Mixtapes unterscheidet. Hier gibt es auf einmal die dicken Hits wie Big Dusty, die Stories, denen man gerne zuhören will und etwas Abstand von den Helden der Neunzigern. Vor Zitaten ist B4.DA.$$ zwar nicht ganz gefeit, aber auch die setzt der Künstler hier besser auf den Punkt und sie klingen nicht ganz so bröselig wie auf den Vorgängern. Besonders faszinieren mich an diesem Album die kleinen Verbeugungen, die hier vor Dancehall und Drum & Base gemacht werden und vor dessen Hintergrund Joey über seine Vorfahren in der Karibik erzählt. Sowas ist doch einfach nur sympathisch. Da fragt man sich, warum es so lange gedauert hat, bis dieses Talent sich entfaltet hat. Diese Platte verleiht diesem Künstler all die Dinge, die ich an ihm bisher vermisst hatte: eine Identität, das Selbstvertrauen für Experimente und Songs, die man nicht nur wegen der guten Texte hört. Ich traue mich so weit zu gehen und zu sagen, dass es auf B4.DA.$$ keinen einzigen wirklich schlechten Track gibt und wir es hier mit einem Gesamtkunstwerk zu tun haben. Dem ersten des Jahres 2015.
10/11

Beste Songs: Paper Trails / Big Dusty / Hazeous View / Run Up On Ya

Nicht mein Fall: -

Weiterlesen:
Review zu Cadillactica (Big K.R.I.T.):
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Review zu 2014 Forest Hills Drive (J. Cole):
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