Donnerstag, 15. Januar 2015

Bring the Noise!

TURNSTILE
Nonstop Feeling
Reaper Records
2015















Crossover im Jahr 2015? Ja, das gibt es scheinbar immer noch. Oder schon wieder? Turnstile aus Baltimore wurden schließlich unlängst von ziemlich coolen Kollegen wie Title Fight oder Bane entdeckt und auf Tour mitgeschleppt. Wenig später kam der Vertrag mit Reaper Records, zwei EPs und jetzt das erste Album. Und was man da zu hören bekommt, das ist schon ein bisschen witzig. Ein zwischen Funk, HipHop, Hardcore, Metal und Punk zusammengehexelter Sound, der einen herrlich an Limp Bizkit, Rage Against the Machine oder die ganz frühen Red Hot Chili Peppers erinnert. Und weil sich Turnstile selber als Hardcore-Band sehen, kommt auch die Mosh-Fähigkeit der Platte und giftiges "No Future"-Gekeife nicht zu kurz. Das alles ist schon sehr amüsant, doch ich würde lügen, wenn ich darin nicht auch Potenzial sehen würde. Zwar stehen die Vier aus Ohio mit ihrem Stilmix ziemlich allein auf weiter Flur und wenn man Nonstop Feeling hört, muss man einfach an die Neunziger denken, doch das hier klingt um vieles besser als das, was einem zum Ende der letzten Crossover-Hochzeit so geboten wurde. Turnstile haben die fette Produktion, die Ausgewogenheit von lauten Gitarren und Anthony Kiedis- und Zach de la Rocha-Gedächnis-Spits, die Live-Energie und den Schalk im Nacken, um diese Musik genau richtig zu verstehen. Denn obwohl die Songs hier von persönlicher Einengung handeln und dem System auch gerne mal ein paar Mittelfinger entgegen strecken, würde niemand hier den Begriff "Angry White Boy" in den Mund nehmen wollen. Hier ist das richtige Gefühl dahinter und der Wille, sich dabei auch selbst nicht so ernst zu nehmen. Dass neben Springwut-Songs und garstigen Rap-Vocals auch noch ein paar schicke Hardcore-Punk-Tracks rausspringen, macht das umso sympathischer. Dass die LP dann nur 27 Minuten geht, ist fast ein bisschen schade. Auch wenn man auf die instrumentale Schunkelnummer Love Lasso gerne verzichtet hätte und das endlose Geschrammel auf längere Sicht vielleicht auch monoton geworden wäre. Auf ihren nächsten Platten können Turnstile daran noch arbeiten. Fürs erste machen die Amerikaner damit aber eine ganz gute Figur und retten die Ehre des Crossover. Also zumindest das, was es da noch zu retten gibt.
7/11

Beste Songs: Can't Deny It / Addicted

Nicht mein Fall: Love Lasso

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