Mittwoch, 14. Januar 2015

Viel hilft viel

CALIFORNIA X
Nights In the Dark
Don Giovanni
2015















Es ist gar nicht so lange her, da gab es eine Zeit, in der nicht jede halbwegs coole Dorfband sich am Indierock der späten Achtziger vergriff und man die Leute noch mal erinnern musste, wie das früher bei Dinosaur Jr. und Sonic Youth klang, damit der Begriff Independent Music auch von niemandem falsch verstanden wurde. Neben Künstlern wie Pile, Big Deal, Broken Water, Yuck und Kitty Empire landeten dabei auch California X auf meinem Radar und ihr selbstbetiteltes Debüt gehört zu den wenigen wirklich tollen Platten, die im Nachhinein daraus hervorgingen. Die drei jungen Slacker aus Massachussets machten eine sehr punkige Version dieses Proto-Grunge-Verschnitts, der aber auch höllisch melodisch war und manchmal fast niedlich wirkte. Außerdem trauten sie sich, auch mal Stücke zu schreiben, die über fünf Minuten gingen und mehrere Teile hatten. Dass es drei Jahre gedauert hat, bis davon ein Nachfolger zustande gekommen ist, ist zwar verwunderlich, freut mich aber jetzt umso mehr. Wie man sieht haben California X ihre Spürnase für die hässlichsten Artworks aller Zeiten behalten und auch ihr Sound unterscheidet sich nur unwesentlich von dem des Debüts. Auf etwas mehr als einer halben Stunde hat das Trio neun Songs untergebracht, davon zwei mehrteilige und einen mit fast sieben Minuten Spielzeit. Was sich zum Debüt hauptsächlich unterscheidet ist, dass die Band um vieles melodischer und vielseitiger geworden ist. Die Gitarrensoli auf Nights in the Dark sind flächendeckend spitze und an einigen Stellen muss man fast an College-Rock denken. Andererseits gibt es mit Ayla's Song auch einen akustischen Track und mit dem auf zwei Hälften aufgeteilten Blackrazor einen ziemlich metallesk-doomigen Mittelteil. Der Titelsong erinnert ziemlich an die Blood Red Shoes und Hadley, MA teilweise an Weezer.Was dieses Potpourri an Stilrichtungen wunderbar verbindet, ist Lemmy Gurtowskis unerschütterliche Stimme und die rumpelnden LoFi-Gitarren, die auch gerne mal eines dieser abgespacestes Soli abfeuern, die eigentlich das beste am Album sind. Die Summe aller Teile ist am Ende ein ziemlich solides Gesamtwerk, das neben Indierock nunmehr auch Stoner Rock, Heavy Metal, Psychedelic Rock und Singer-Songwriter-Elemente in sich vereint. Dass einen das auf nur 36 Minuten Länge nicht überfordert, ist das große Kunststück von California X. Ein weiteres, sehr angenehmes Album der Amerikaner.
8/11

Beste Songs: Ayla's Song / Garlic Road / Summer Wall Pt. 1

Nicht mein Fall: Red Planet

Weiterlesen:
Review zu California X (California X):
zum Review

Review zu In Time to Voices (Blood Red Shoes):
zum Review

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