Sonntag, 11. Januar 2015

Neulandia

DAN MANGAN & BLACKSMITH
Club Meds
Universal
2015














Wenn es um die Zusammenkunft von rustikaler Songwriter-Tradition mit elektronischen Elementen geht, hat es in den letzten Jahren schon einiges an bahnbrechenden Beispielen gegeben. Bands wie Villagers, Midlake, Sun Kil Moon und Arch Garrison, die sich mit großen Schritten an die unbekannte Welt der Beats und Patterns herantrauen, kann man mittlerweile an den Fingern abzählen. Es wird also niemand mehr eine Debatte um die traditionellen Werte der Folk-Musik und die damit verbundenen Verantwortung gegenüber der Vergangenheit anfangen wollen. Der Zug ist abgefahren. Anfang 2015 findet nunmehr auch Dan Mangan, ein weiterer großartiger Vertreter aus der Zunft der bärtigen Barden, sich und seine Gitarre zu langweilig für eigene Ansprüche. Und um das zu ändern gründet er mit seinen liebsten Tour-Buddies die Band Blacksmith und nimmt mit ihnen eine Platte auf, die zwischen Songwriter-Kram, Indierock und Electronica pendelt. Eigentlich eine nette Idee. Mangan war schon immer einer, der seinen Stücken lieber etwas mehr instrumentale Rückendeckung verpasste und der, wenn er will, auch tolle Rocksongs schreiben kann. Trotzdem ist und bleibt ein Album wie Club Meds ein Experiment. Sowohl mit dem Einbeziehen neuer musikalischer Elemente als auch mit der Zusammenarbeit in einem Bandgefüge betritt der Kanadier Neuland. Und das gemeinsame Wirken dieser unbekannten Voraussetzungen muss in jedem Song neu angegangen werden. Das hört man letztendlich auch den Stücken auf der Platte selbst an, die gar nicht anders können, als experimentell zu sein. Ich hatte aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen mit Mangans Sound ein ziemlich melancholisches Album erwartet, doch in voller Montur gibt es hier so viel mehr zu entdecken: Mal wird eine relativ klassischer Folk-Stimmung wie A Doll's House nur mit vereinzelten elektronischen Elementen gewürzt, mal ist es andersrum. Mal finden beide Hauptmotive auf Augenhöhe zusammen, mal gibt es wie in Mouthpiece etwas ganz anderes. Auf jeden Fall kann man Club Meds nicht vorwerfen, eintönig oder öde zu klingen. Was nicht heißt, dass die Platte nicht trotzdem Abstriche hinnehmen muss. Manche davon gehen auf Kosten der unpassend großräumigen Produktion, andere auf billige Instrumentierung oder auf komische Mumford-and-Sons-Momente. Ferner verfügt die LP zwar über viele okaye Stücke, doch keines davon schafft es, wirklich Emotionen zu übermitteln. Das konnte Dan Mangan auch schon mal besser. Unterm Strich ist Club Meds also ein Album, welches ich durchaus empfehlen kann, wobei mir selbst das frühere Material des Kanadiers eher zusagt. Und inzwischen gibt es auch genügend Alternativen für anspruchsvollen Elektro-Folk. Wirklich gebraucht hat dieses Album also wahrscheinlich nur der Künstler selbst.
7/11

Beste Songs: Offred / XVI

Nicht mein Fall: Kitsch

Weiterlesen:
Review zu Antiphon (Midlake):
zum Review

Review zu I Will Be A Pilgrim (Arch Garrison):
zum Review

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