Samstag, 3. Januar 2015

Gewinner

CLUESO
Stadtrandlichter
Text und Ton
2014















Das folgende Review ist nicht etwa noch eine Nachwehe des letzten Jahres. Zumindest nicht so richtig. Einer meiner Leser hat sich vor kurzem gewünscht, dass ich diesem Album doch einmal seinen verdienten Platz einräumen sollte und doch bitte eine Besprechung davon schreiben sollte. Und ich dachte mir so: Warum nicht? Clueso ist zwar noch nie einer meiner Lieblings-Songwriter gewesen und wird es sicherlich auf durch Stadtrandlichter nicht mehr werden, dennoch habe ich viele Eigenschaften der Songs des Thüringers immer geschätzt. Er schreibt Texte, die tatsächlich emotional ansprechen und dabei auch nicht verkopft wirken. Diese versteht er wie wenige Andere auch in einem größeren Mainstream-Rahmen gut aussehen zu lassen und wirkt auch als noch sehr junger Künstler wahnsinnig souverän und erwachsen. Sein 2011 veröffentlichtes Album An und für sich, der Vorgänger dieser Platte, kombinierte diese Talente zum ersten Mal und zeigte mir einige Qualitäten von Clueso auf, die ich so noch nicht kannte. Stadtrandlichter war dann vor ein paar Monaten der zweite Longplayer, der diesen Weg weiter ging und der damit auch alles richtig macht. Die 17 Songs (was für eine Scheibe ganz schön viel ist) sind nicht die des introvertierten Teenagers aus der Thüringer Provinz, wie es vor zehn Jahren war, sondern die eines versierten Popstars. Die Instrumentierung ist mit Piano, Streichern, Bläsern und elektronischen Elementen äußerst ambitioniert, über die Texte redeten wir ja gerade schon. Klasse finde ich dabei besonders, dass dabei nicht zwei oder drei Singles herausstechen, sondern das Album als kompaktes ganzes wirkt. Es sind leichte, sommerliche Melodien, die durchaus auch mal die Bezeichnung "Party-Songs" verdient haben, aber auch immer genug Struktur haben, um nicht langweilig oder platt zu wirken. Für den nötigen Independent-Flavour sorgen drei Interludes, die Clueso aber gar nicht gebraucht hätte. Im Balancieren zwischen Pop-Einschlägigkeit und ernsthaftem Songwriter-Anspruch war er schon immer einer der besten. Und das beweist er auch hier wieder eindrucksvoll. Auf einem Album, das in fast jedem Moment den richtigen Ton findet und so lebensecht und ausgeklügelt ist, dass es vielleicht sogar ein bisschen zu sicher ist. Und mehr als eine Stunde lang den immer gleichen, perfekt durchdachten, perfekt gespielten Song zu hören, ist dann doch etwas zu viel. Aber an der makellosen Oberfläche von Stadtrandlichter kratzt das nur minimal. Ich kann nicht versprechen, dass ich Clueso in Zukunft mehr Platz einräume. Aber wenn ich mir dieses Album so anhöre: Warum nicht?
9/11

Beste Songs: Freidrehen / Alles leuchtet / Unter Strom

Nicht mein Fall: Stadtrandlichter

Weiterlesen:
Review zu Zwei (Maeckes):
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Review zu Zum Glück in die Zukunft II (Marteria):
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